Die Franzosen trauen sich nicht mehr weiter. Der Widerspruch im Trichterfeld.
Die anfängliche Stille war nur von kurzer Dauer. Seit gestern ist der Nebel verschwunden. Das Wetter hat sich aufgeklärt. Sofort meldet sich auf beiden Seiten die Artillerie zum Wort.
Heute ging bei den Franzosen infolge unserer planmäßigen Bekämpfung ein großes Munitionsdepot – und zwar im Chapelle-Wald – in die Luft. Seltsamerweise waren auch weit im feindlichen Hinterland mehrere große Brände zu beobachten, die aber andere Ursachen gehabt haben müssen.
Die Infanterie verhielt sich demgegenüber still.
Die nutzlosen Angriffe der Franzosen gegen die Höhen 91 und 100 sind eingestellt. Solange diese wichtigen Stützpunkte nicht in ihrem Besitz sind, trauen sie sich auch zwischen Aisne und Miette nicht mehr vorwärts, da ihnen sonst die Gefahr droht, abgeschnitten zu werden. Die Gräben liegen sich hier auf etwa 2km Länge fast im Rücken.
Auch auf der viel umstrittenen Höhe 108 ist es ruhig geworden. Sie wurde, nachdem sie bei den großen Angriffen im April an die Franzosen verloren gegangen, vor einigen Tagen jedoch durch einen Handstreich unserer Truppen wieder zurückerobert worden war, inzwischen von den Franzosen im überraschenden Ansturm erneut genommen.
So wogt der Streit um wertlose Erdstücke, um wüste Trichterfelder mit wechselndem Glück hin und her. Ein jeder möchte Herrscher über sie sein – und dennoch ihrem Grauen entfliehn.
Wie widerspruchsvoll ist doch das Leben!
Der nächste Tagebucheintrag folgt am 23.5.