1914-1918 – Die Entwicklung der Dinge

1.8.1914

/ / 1. Vormarsch im Westen. 9.8.14 - 6.9.14

Am 1.8. wurden die Kriegsmonturen ausgegeben. Zwischen 4 und 8 Uhr des gleichen Tages kamen neue Pferde an – pralle und stämmige Tiere von nie gekannten Ausmassen. Die “L” (Luftabwehr-) Batterie rückte nach Müngsdorf ab. In der Stadt wogte und wallte es, als wäre Kirmes.

Die Erregung nahm bald groteske Formen an. Die Bahnhofsanlagen und Rheinbrücken erhielten starken Schutz durch Maschinengewehrabteilungen und Infanterieposten.

In der Nacht knallte es bald hier, bald da; von wem die Schüsse kamen und für wen sie bestimmt waren, wusste kein Mensch. Ein jeder, der sich nach Eintritt der Dunkelheit auf die Strasse wagte, oder gar die Nähe militärischer Einrichtungen streifte, lief Gefahr, als Spion verhaftet zu werden — auch wenn er noch so unschuldig dreinschaute.

Noch aber konnte keiner sagen, ob es wirklich zum Äußersten kommen würde. Erst am folgenden Tage, dem 2.8., löste sich die allgemeine Spannung. 1 Offizier und 10 Mannschaften unseres Regimentes marschierten am Karthäuserwall auf und gaben der erwartungsvollen Menge Kunde von der inzwischen vollzogenen Kriegserklärung — für uns in der Kaserne zugleich das Signal zu höchster Kraftentfaltung.

Fieberhaft reihte sich nun – auf den sogenannten Mobilmachungskalender gestützt – Aufgabe an Aufgabe. Munition, Karabiner, Geschütze, Geräte, Proviant und anderes mehr mussten empfangen, verteilt und verstaut werden. Dem Uneingeweihten kam es vor, als liefe alles wild durcheinander – und doch klappte der ganze Laden bis aufs i-Tüpfelchen.

Unsere sonst rund 100 Personen fassende Batterie wurde mit 5 Offizieren sowie 225 Unteroffizieren und Mannschaften auf Kriegsstärke gebracht.

Da der Kasernenhof bald nicht mehr ausreichte, musste auf dem “Holzmarkt” ein besonderer Parkplatz für die Fahrzeuge eingerichtet werden. Die Aufnahme der dort zur Bewachung kommandierten Kameraden – der sonst so viel geschmähten “Ätzebälche” –  bei der Bevölkerung war glänzend und übertraf alle Erwartungen. Essen und Trinken gab es in Menge. Zigarren und Zigaretten qualmten von morgens bis spät in die Nacht.