Der Feind zieht sich weiter zurück. Abends Feldlager.
Sonntag. Erst wollte ich keine Aufzeichnungen über meine Kriegserlebnisse machen. Ich sagte mir “Wenn ich fallen sollte, ist es doch alles vergebens gewesen!”
Nun, wir leben noch immer – und jetzt freue ich mich doppelt, dass ich tagtäglich mein Büchlein zur Hand nahm.
Die Eindrücke, die auf mich einstürmen, sind so mannigfach, dass sie sich gar bald verwirren oder in Vergessenheit geraten werden.
Außerdem weiß ich wenigstens, in welcher Zeit wir leben, denn das Tagebuch ist zugleich an die Stelle des Kalenders getreten. Die Macht, den Sonntag zum gesetzlichen Feiertag zu erklären, die hat es freilich nicht. Das merken wir auch heute.
5 Uhr morgens sind wir bei strömendem Regen aufgestanden. Um 6:15 Uhr geht die Reise wieder los.
10 Uhr vormittags: Wir sind südlich von St. Piérre in Stellung gegangen. Links von uns steht Feldartillerie. 10 Minuten vor 11 fällt von ihr der erste Schuss.
Wir selbst bleiben fast 3 Stunden untätig. Dann rücken wir im Trabe etwa 6-7 KM vor, um gegen 6 Uhr abends erneut in Stellung zu gehen.
Unmittelbar darauf sind wir in den Kampf verwickelt. Dass wir wieder knallen können, macht uns ordentlich froh. Unsere armen Infanteristen aber werden unsere Hilfe sicher gebrauchen können.
Der Feind ist ganz in der Nähe und erwidert das Feuer mit Feldgeschützen leichten Kalibers. Ein Geschütz der vor uns liegenden eigenen Feldartillerie Nr. 58 wird dabei sehr unglücklich getroffen. Die aus 6 Mann bestehende Bedienung zieht schwer verwundet an uns vorüber.
Aber auch wir müssen ganze Arbeit verrichtet haben. Schon nach wenigen Schüssen mit einer Entfernung von 4000m hört das Gekläff von drüben auf. Der Feind geht weiter zurück.
Wir selbst beziehen auf offenem Felde Biwak.
Der nächste Beitrag erscheint am 24.8.