12 Stunden Marsch über Le Coronet, Lyon, Genviller, Benay, Hinacourt, Liez. Beschießung eines “unbesetzten” Forts.
1 Uhr nachts werden wir geweckt. Die Batterie verlässt den Lagerplatz um viertel vor 2 Uhr vormittags.
Unterwegs kommen wir durch die Orte Coronet, Lyon und Genviller. Überall schauen wir ein trostloses Bild der Verwüstung – zerstörte Häuser, verstreut liegendes Hab und Gut der geflüchteten Bevölkerung, verendete Pferde — und Freund und Feind im Tode vereint.
Halb 8 Uhr morgens: Unsere Batterien sind südlich von Genviller in Stellung gegangen. Der Morgennebel ist besonders stark und lässt uns auf 300m nichts mehr erkennen.
Viertel vor 11 Uhr vormittags: Wir haben die Geschütze ringsum mit einer Erdwallung umgeben und zum Schutze gegen Fliegersicht mit Stroh verkleidet. Jetzt müssen wir die Eindeckungsarbeiten einstellen, da sich der Nebel gelichtet hat.
Wir warten jeden Augenblick auf Feuerbefehl. Falls es uns gelingen sollte, das etwa 5km vor uns liegende Fort zu bezwingen, ist der Weg nach Paris offen.
Rechts von uns steht Fußartillerie-Regiment Nr. 2, ebenfalls mit schweren Haubitzen. Von anderen Regimentern sind außerdem noch Mörser und 13cm Kanonen aufgefahren.
Während ich sonst zur Geschützbedienung gehöre, wirke ich heute als Fernsprecher. Ich halte die Verbindung zwischen Batterie und Protzensammelstelle aufrecht.
12 Uhr mittags: Die Welt ist ein Rätsel! Nun haben wir im Bataillon etwa 25 Schuss abgegeben, und da stellt sich heraus, dass das Fort von den Franzosen gar nicht mehr belegt ist.
Viertel vor 3 Uhr nachmittags: Mittagessen und anschließend Stellungswechsel. Wir marschieren ununterbrochen – teils im Schritt, meist aber im Trab – in südlicher Richtung. Ich treffe dabei den Wittener Kameraden S. Von der 16er Infanterie.
Neben anderen kleineren Orten berühren wir Benay und Hinacourt.
Gegen 7 Uhr abends landen wir in Liez (etwa 45km von St. Quentin entfernt). Ohne zu rasten, durchqueren wir die Stadt.
Kurz hinter Liez ist von den Engländern vor etwa 5 Stunden eine eiserne Brücke über den Kanal in einer länge von etwa 15m gesprengt worden. Unsere braven Pioniere haben aber in kaum einer halben Stunde mit Hilfe von mitgebrachten Pontons einen für alle Truppen, also auch für die Artillerie geeigneten neuen Übergang geschaffen. Und nun rollen die Fahrzeuge in unübersehbarem Zuge über das Wasser – weiter in das französische Land hinein.
Der nächste Tagebucheintrag folgt am 2.9.