Noch immer ostwärts. Über Savigny, Sercy und Crugny. Feindlicher Kavallerieangriff auf unsere Batterie. Dafür französische Marschkolonne im Schnellfeuer zersprengt. Weitermarsch über Breuil bis Romain. Alarmquartier.
Die Hoffnung auf einen ungestörten Schlaf ist tatsächlich in Erfüllung gegangen. Wir werden erst um halb 6 Uhr geweckt.
Um 7 Uhr verlassen wir unser Lager – abermals in östlicher Richtung.
Der Anschluss an die 1. Armee scheint nunmehr hergestellt zu sein. Morgen soll es in geschlossener Linie wieder vorwärts gehen. Allein der Gedanke an diese Möglichkeit wirkt Wunder. Der Lebensmut unter den Kameraden krabbelt sich wieder auf. Man singt, lacht und scherzt wie früher.
Halb 1 Uhr Mittags. Die auf dem heutigen Marsch berührten Orte hießen Savigny und Sercy. Jetzt rasten wir in Crugny und nehmen unser Mittagessen ein.
5 Uhr nachmittags: Die Lage spitzt sich für uns wieder zu. Um 4 Uhr saßen wir noch gemütlich auf unserem Lagerplatz. Dann gingen wir unweit davon in Stellung.
Plötzlich kam die Meldung: “Rechts anreitende Kavallerie!” Dieser Ruf platzte in unsere fast friedliche Tätigkeit so unvermittelt hinein und erinnerte uns in seiner manövermäßigen Ausdrucksweise so stark an unsere heimatlichen Schießübungen, dass wir im Augenblick gar nichts Rechtes damit anzufangen wussten.
Aber schon pfiffen die feindlichen Gewehrkugeln um unsere Köpfe. Aus dem nahen Waldesrande jagte im rasenden Galopp und in eine dicke Staubwolke gehüllt ein Schwarm feindlicher Reiter heran.
Da wurden wir auf einmal munter. Wir sprangen an unsere Karabiner. Doch ehe wir zum Schuss kamen, war vom Feinde nichts mehr zu sehen. Die Infanterie – auf solche Überraschungen viel mehr eingestellt als wir – hatte ihn längst in die Flucht geschlagen.
Trotzdem hielten wir es für geraten, eine andere Stellung weiter rechts aufzusuchen.
Und hier stehen wir nun in Bereitschaft. Unsere Beobachtung ist auf den äußersten Punkt des vor uns liegenden Abhanges gerückt und stellt schon seit einer Stunde den Anmarsch starker feindlicher Kolonnen jenseits der Talmulde fest.
Viertel nach 5 Uhr nachmittags bekommen wir Befehl zum Feuern. Die fast in Schussrichtung auf uns zu marschierende Kolonne wird auf einer Anfangsentfernung von 4000m in ihrer ganzen Länge bis zu 7450m Höchstentfernung bestreut. Schon die ersten Schüsse sitzen mitten im Ziel, weshalb Schnellfeuer kommandiert wird. Das lassen sich unsere Kanoniere nicht zweimal sagen.
Gilt es doch, der geplanten Überrumpelung seitens des Feindes einen Riegel vorzuschieben.
Innerhalb einer Viertelstunde werden 60 Schuss hinausgejagt. Der Erfolg ist vernichtend. Der Feind kommt nicht mehr zur Besinnung und kann nicht einmal seine mitmarschierende Artillerie in Stellung bringen. Mannschaften und Fahrzeuge flüchten in voller Auflösung rück- und seitwärts. Die Verwirrung ist vollkommen.
Dennoch müssen wir weiter zurück. Es ist nur ein Augenblickserfolg, der den Ansturm der in der Übermacht befindlichen Franzosen zwar für Stunden zurückdämmen, aber nicht gänzlich aufzuhalten vermag.
Unsere Nachhut beginnt bereits abzubröckeln.
Um halb 6 Uhr verlassen auch wir unsere Stellung. Wir marschieren über Breuil und beziehen am Abend in Romain Alarmbiwak. Die Pferde bleiben gesattelt. Für uns gibt es Unterkunft in Zelten.
Da es schon den ganzen Nachmittag regnet, wird uns die kühle Nacht in unseren nassen Kleidern wohl nur wenig Ruhe bringen.
Der nächste Tagebucheintrag folgt am 12.9.