Abmarsch nach Sainghin en Weppes. Wir schwimmen in Wein, Fleisch und Eiern. Feuerstellung und Quartier beim Château Vallee (Wavrin).
Sonntag. Halb 7 Uhr morgens werden wir geweckt. Die Batterie verlässt anschließend ihre Quartiere und rückt ganz in die Nähe der bei Sainghin en Weppes ausgehobenen Geschützstellung. Wetter: trübe, aber trocken.
Um 9 Uhr stehen wir am Bestimmungsort. 11 Uhr beziehen wir hier Ortsquartiere. Die Bedienung des Beobachtungswagens hat das Glück, ein leerstehendes Haus zu erwischen. An Fressalien treiben wir nur Kartoffeln und 20 Flaschen Wein auf.
WIr finden uns schon mit dem Gedanken ab, damit fürlieb nehmen zu müssen, da tritt auf einmal Kanonier H. Mit 5 Hühnern, die ihm zufällig zwischen den Fingern “hängen geblieben sind”, ins Zimmer. Eine halbe Stunde darauf kommt Kamerad P. Mit 10 Pfund Schweinefleisch angerückt und fast im selben Augenblick “Emil der Nimmersatte” mit 120 Eiern aus dem in der Nähe befindelichen und von den Truppen aufgespürten großen Eierlager.
Wir sind gerettet! Der Ofen langt nicht mehr zu, alle Herrlichkeiten auf einmal anzurichten. Wir backen zunächst nur ein paar Eierkuchen. Dann gibt es Bohnensuppe aus der Feldküche.
Inzwischen ist es 2 Uhr nachmittags geworden.
Nachdem wir unser Essen verdrückt haben, kommt Befehl zum Abrücken. So eine Gemeinheit! Und wir dachten schon, uns hier auf ein paar Tage häuslich einrichten zu können.
Nach einem halbstündigen Marsch machen wir Rast vor dem Dorfe Wavrin.
Um 5 Uhr nachmittags geht es einen Kilometer vorwärts dieses Ortes beim Château Vallée, und zwar im Bataillonsverband in Stellung. Wir schießen einige Granaten mit einer Entfernung von 5700 bis 5900m nach Fromelles. Mit Einbruch der Dunkelheit wird das Feuer eingestellt.
8 Uhr abends beziehen wir Bürgerquartier in Wavrin. Die 3. Batterie bleibt in Feuerstellung; von uns wird nur ein Geschütz besetzt. Unser Quartier, wiederum ein unbewohntes Haus, ist glänzend. Als Abendbrot tischen wir den Rest der Eier – 70 Stück – auf. Das Schweinefleisch wird gebraten und gekocht, jedoch für morgen aufgehoben. Die Hühner müssen noch etwas länger warten.
Im Eierlager hat übrigens Hochbetrieb geherrscht. Die Kameraden erzählen, wie Angehörige aller Truppenteile in den großen Bottichen herumgewatet sind und sogar mit Schaufeln und Gabeln geschleppt haben – nur um die vielen Hungrigen möglichst schnell zu befriedigen.
Der nächste Tagebucheintrag folgt am 19.10.