Allgemeiner Angriff auf der ganzen Front. 5km vorwärts. Schwere Verluste – der Divisionspfarrer beerdigt seinen eigenen Sohn.
Der Armeetagesbefehl ordnet für heute vormittag 9 Uhr den allgemeinen Angriff unserer Truppen auf der ganzen Front an.
Viertel vor 9 Uhr beginnt ein mörderisches Artilleriefeuer. Unaufhörlich kracht und rollt es über die flandrische Ebene.
Unsere Batterie beschießt den Ort Le Maisnil, Gehöfte von Bas Flandre und außerdem erkannte feindliche Batterien dortselbst in einer Entfernung von 3800 bis 4000m.
Nach 2 Stunden stellen wir das Feuer ein. Die Infanterie geht vor. Das dumpfe Grollen der Geschütze wird durch das kurze, abgehackte Knattern der Gewehre und Maschinengewehre abgelöst.
Bis 6 Uhr abends steht ein Geländegewinn bis zu 5km fest. Die beiderseitigen Verluste sollen allerdings groß sein. Sie werden wohl stets der bittere Nachgeschmack unserer Erfolge bleiben.
Auch bei unserer 3. Batterie ereignete sich bereits gestern ein recht betrüblicher Fall. Fahnenjunker Gr. Wurde durch einen Schrapnell-Bauchschuss verwundet, den er nicht überstand. Heute nachmittag erwies ihm sein eigener Vater als Divisionspfarrer die letzten Ehren und senkte seine sterbliche Hülle in Flanderns Erde.
Uns allen geht der Tod dieses braven und herzensguten Kameraden, der seine Ausbildung in unserer 1. Batterie genoss und den wir besonders schätzen gelernt hatten, nahe. In gleicher Weise bedauern wir seinen armen Vater. Sein Amt ging über menschliche Kraft.
7 Uhr abends: Wir haben am Nachmittag nicht mehr mitgewirkt und rücken in unsere Quartiere ein. Feldpost aus Witten, die dort am 22. Und 29.9. aufgegeben wurde, heitert mein Inneres auf. Draußen aber bleibt es trübe; es regnet in Strömen.
Der nächste Tagebucheintrag folgt am 20.10.