Betrachtungen über die Front. Minenwerfer im Kampf.
Sonntag. Halb 7 Uhr Wecken und sofort Abmarsch zur Batterie. Weg bis dorthin etwa 1 Stunde.
Bis 2 Uhr mittags – Essenzeit – haben wir Ruhe.
Am Nachmittag werden 30 Schuss auf einen Fliegerlandeplatz (Entfernung 7000m) verfeuert. Damit ist unsere Tagesaufgabe erfüllt.
Halb 7 Uhr abends rücken wir in die Quartiere. Die Feldpost erwartet mich mit 5 Päckchen Zigarren, Schokolade und Schnaps sowie mit 2 Briefen und 2 Karten.
Man munkelt von einem deutschen Durchbruchsversuch bei Arras, bei dem wir gegebenenfalls mitwirken sollen. Die Folge wäre mal wieder ein Stellungswechsel, auf den wir durchaus nicht scharf sind.
Wir haben uns jetzt sowohl vorn wie hinten häuslich eingerichtet und in unserem Abschnitt (Armentières – La Bassée) steht es vorzüglich für uns.
Da der äußerste rechte Flügel eine große Schwenkung machen muss – er dehnt sich ja nunmehr bis zur Küste aus -, haben wir einstweilen nur die hiesige Stellung zu halten. Daneben bleibt uns noch die Aufgabe, einige taktisch notwendige Verbesserungen innerhalb der jetzigen Linie zu erreichen. Auf diese Weise ist es natürlich auch bei uns nie ganz ruhig und Sturm und Gegensturm kosten hier – wie anderswo – fortgesetzt unerwünschte Verluste. Aber — vor größeren Kämpfen bleiben wir immerhin verschont.
Der Stellungskampf hat im übrigen eine grundsätzliche Wandlung der Kampfesweise mit sich gebracht.
Gestern wurden beispielsweise von unserer Infanterie zum ersten Mal Minenwerfer gegen feindliche Schützengräben angewandt. Das sind kleine Schützengrabenkanonen mit etwa 30cm langem Rohr im Durchmesser von etwa 15 cm, die große Pulverladungen auf eine Höchstentfernung von etwa 400m zu werfen imstande sind. Hier, bei den mehr als festungsmäßigen Verschanzungen des Feindes, leisten sie uns gleich gute Dienste. Die Wirkung der Minen ist eine doppelte. Sie zerstören nicht nur die Schützen- und Laufgräben, sondern rufen außerdem infolge ihrer gewaltigen Detonation eine starke seelische Zerrüttung der in den Gräben liegenden Truppen hervor.
Der nächste Tagebucheintrag folgt am 2.11.