Die Offiziersküche. Das Quartier ist eingerichtet und gestattet Kriegs- und Hausfrauendienste zu gleicher Zeit. Beobachtung in Le Maisnil; Protzensammelstelle in Forunes.
Die erste Nacht im neuen Quartier liegt hinter uns. Der Keller hielt dank des kleinen Öfchens wärmer, als wir glaubten. Draußen ist es aber unvermindert kalt.
Wecken 7 Uhr. Halb 8 Uhr vormittags Besetzen der Batterie.
Ich gehe zum Divisions-Fernsprechapparat.
1 Uhr Mittagessen aus der Offiziersküche: “Rindernieren mit Beilage, Rindsbraten, Bohnengemüse und Kartoffeln und zum Schluss Waffeln mit Aprikosen”. — Donnerwetter, ich bin überrascht. Habe gar nicht gewusst, das ses im Felde auch noch etwas anderes als ewig Graupen- Bohnen- und Erbsensuppe gibt!
Um 3 Uhr nachmittags werde ich für 5 Stunden abgelöst.
Die Rückkehr in den Keller löst angesichts des eben kennen gelernten hübschen Offiziers-Quartiers zunächst recht gemischte Gefühle in mir aus. Doch wie ich ihn betrete, denke ich unwillkürlich: “Man soll den Tag nicht vor dem Abend… schelten!”
Aus dem dunklen dumpfen Loch ist inzwischen ein freundliches Stübchen geworden. Die Kameraden haben in die etwa 1/2m starke Mauer drei große Löcher gebrochen und Fenster angebracht, die das volle Tageslicht hereinlassen. Aus den zerschossenen und verlassenen Nachbargehöften wurden Möbelstücke (Schrank, Tisch, Stühle u.a.) zusammengetragen. Die Lagerstatt ist sauber aufgeräumt und auf dem Ofen brodelt eine duftende Suppe. Die Kameraden des Beobachtungswagens sitzen vollzählig beieinander, denn der Batterie-Fernsprecher ist nunmehr sogar im gleichen Raum untergebracht und gestattet Kriegs- und Hausfrauendienste zu gleicher Zeit.
Die Batteriestellung, die ich mir in meiner freien Zeit gründlich beschauen kann, bleibt hinter dem praktischen Sinn der Fernsprecher nicht zurück. Die Geschütze liegen etwa 50m auseinander. Sie passen nicht so in das Gelände ein, dass sie vom Feinde weder direkt noch mit Fliegerbeobachtung eingesehen werden können.
Das 1. Steht rechts der Straße in einem kleinen Gärtchen, von Sträuchern und Bäumen umgeben, das 2. Links derselben vor unserem Keller, aus dem wir die Feuerbefehle bequem zurufen können. Das 3. und 4. liegen noch weiter links hinter einer Gartenhecke.
Unsere Mannschaften sind mit den von der alten Batterie ausgeworfenen Erdunterständen nicht recht zufrieden und bauen sie deshalb nach eigenem Geschmack zu gemütlichen Aufenthaltsräumen um.
Den Kollegen von der Strippe gefällt es aber nach ihrem Durchspruch auf der Beobachtung so gut, dass sie vorläufig gar nicht abgelöst werden möchten. Sie sitzen dort in dem Zimmer eines Hauses, von dessen Dach aus die feindlichen Stellungen eingesehen werden können.
Unsere Protzensammelstelle ist etwa eine halbe Stunde rückwärts der Feuerstellung in Fournes eingerichtet worden.
Wir haben heute noch nicht geschossen.
8 Uhr trete ich meine Nachtwache am Divisions-Apparat an.
Der nächste Tagebucheintrag folgt am 24.11.