Ein Streifzug nach unserer Beobachtung – wegen einer geplatzten Fensterscheibe.
Ein nachts gegen 1 Uhr unternommener starker feindlicher Angriff ist zurückgeschlagen worden.
Ich besetzte 8 Uhr vormittags den Divisions-Fernsprechapparat und werde, ohne dass sich etwas besonderes ereignet hat, 2 Uhr mittags abgelöst.
Beim Schießen unserer Batterie sind mehrere Fensterscheiben des Quartiers geplatzt. Nachdem ich mein Mittagessen verdrückt habe, gehe ich auf die Suche nach neuen und gelange bei meinem Streifzuge durch die verlassenen Gehöfte unversehens bis hin zu unserer Beobachtung in Le Maisnil. Sie befindet sich in einem großen Gutshofe. Die Fernsprecher sitzen in einem der wenigen noch unbeschädigten Zimmer am warmen Ofen, während das Scherenfernrohr etwa 7m über der Erde hinter einem übrig gebliebenen freistehenden Giebel einer Scheune angebracht ist und von hier aus nur durch eine kleine runde Fensteröffnung Einblick in die feindlichen Linien gewährt.
Unsere Schützengräben liegen etwa 1000m vor der Beobachtung. Der Feind hat sich ihnen gegenüber bis auf 100m herangearbeitet. Da ist es kein Wunder, dass einem die feindlichen Gewehrkugeln hier zu jeder Minute und Stunde um die Ohren pfeifen und niemand sich hinter dem schützenden Mauerwerk hervorwagen kann.
Gegen halb 5 Uhr nachmittags kehre ich zur Batterie zurück. Der Weg bis dahin beträgt eine gute halbe Stunde. Schließlich gelingt es mir auch noch, eine einzige Fensterscheibe aufzutreiben, so dass mein “Geländeritt” nicht ganz nutzlos war.
Im Quartier herrscht großes Durcheinander. Bisher hatten wir durchwegs Nordwind, da brannte unser Ofen gut. Heute treibt ein warmer Südwind den Qualm in die Bude. Er lässt erst nach, nachdem der Ofen in die andere Ecke des Raumes geschafft und an einen anderen Schornstein angeschlossen wird. — Hoffentlich brauchen wir bei weiterem Windwechsel dieses Experiment nicht jedes Mal zu wiederholen!
Abendessen, Kartenspiel, Schlafen – wie immer.
Der nächste Tagebucheintrag folgt am 28.11.