Beförderung zum „Vize“. Man soll jedoch den „Abend“ nicht vor dem „Morgen“ loben. — Kohldampf.
Auch die letzten Tage waren voller Müh‘ und Plag‘ – und diese Nacht voller Überraschungen.
Ich hatte mich gestern Abend gegen 11 Uhr zur Ruhe gelegt und war eben sanft entschlummert, als unsere Feldküche ankam und mich durch Post aus der Heimat und die Nachricht aus dem Bett warf, dass ich zum „Vize“ befördert worden sei. Das war eine unerwartete Freude für mich, und es bewahrheitete sich dabei mal wieder das Sprichwort, „dass das Glück oft über Nacht kommt“ — allerdings auch das andere, „dass man die „Nacht“ nicht vor dem „Morgen“ loben soll!“
Denn kaum war ich zum zweiten Male eingeduselt, wurde ich wiederum herausgeworfen, diesmal endgültig. Auf Grund eines Alarmbefehles mussten unser Unterkunftsort vollständig geräumt und sämtliche Beobachtungs- und Feuerstellungen sofort besetzt werden.
Grund: Man erwartet plötzliche feindliche Vorstöße gegen die Aisne-Stellung.
Unsere Artillerie ist zu diesem Zweck in den letzten Tagen bereits bedeutend verstärkt worden – auch sonst hat man allerwegen Reserven herangezogen. Woraus die Angriffsabsichten der Franzosen erraten werden, ist mir freilich unerfindlich, denn an der Front herrscht seit unserem Hiersein eine sich stets gleichbleibende Ruhe.
Dem gestrigen prächtigen Frühlingswetter ist ausserdem heute ein vollkommener Nebeltag gefolgt, der erfahrungsgemäß kaum zu einer Belebung führen wird.
Trotzdem muss ich am Abend wiederum zur Beobachtung auf Nachtwache. Ich bin wenig erbaut davon, zumal ich auch am Tage keine Gelegenheit zum Ausruhen finde. Es ist noch mancherlei zu tun, um gegen die zu erwartenden dicken Brocken gefeit zu sein.
Zu dieser Unannehmlichkeit gesellt sich zurzeit leider eine weitere – viel größere: Der „Kohldampf“. Die Verpflegung ist im Gegensatz zur Somme geradezu schweinemäßig. Unsere Fettportion für zwei Tage langt eben noch zu einem einzigen, nicht einmal feudalen Frühstück.
Das trägt wenig dazu bei, die Kampfesstimmung der Truppen zu heben.
Der nächste Tagebucheintrag folgt am 17.3. (Wirklich diesmal, er ist schon im System!)