Im Vorgelände bei Juvincourt und Guignicourt. Eine sonderbare Kriegsführung
Es ist schon wahr, es wird einem nichts im Leben geschenkt — am allerwenigsten bei den „Preußen“.
So fliege ich dann in meiner neuen Würde von der Beobachtung zur Batterie und wieder zur Beobachtung. Auch andere Aufträge bleiben mir vorbehalten.
Heute war ich zum Beispiel im Vorgelände, um zwei Lichtsignalstationen auszusuchen, die bei einem Angriff Verbindung mit unserer Beobachtung aufnehmen sollen.
Der eine Posten liegt auf Höhe 204 nördlich von Juvincourt in unserem 3. Graben. Auf der vom Feinde vollkommen eingesehenen Höhe herrschte trotz der Nähe der Hauptstellung ein Betrieb, wie ich ihn im Kriege bisher vorn noch nicht gesehen habe. Die Infanteristen liefen am hellen Tage mit Stollen, Bohlen, Kochgeschirren und sonstigen Gegenständen des täglichen Bedarfs kreuzfidel auf den Grabendeckungen herum, ohne dass von den Franzosen auch nur ein einziger Schuss fiel.
Ich habe es schließlich ebenso gemacht, um schneller vorwärts zu gelangen, bin aber aus dem Staunen ob solcher Kriegsführung nicht herausgekommen – besonders, als ich dabei vergleichsweise an die Somme zurückdachte.
Demnach ist Krieg und Krieg anscheinend zweierlei.
Der weitere Geländemarsch nach dem zweiten Posten, Punkt 622 nördlich Guignicourt in unmittelbarer Nähe der französischen Gräben verlief jedenfalls ebenso, ohne irgendwelchen Unfall. Bei meiner Rückkehr am Nachmittag berührte ich unter anderem noch eine Feldartillerie-Stellung – etwa 3km hinter Front- in der ich eine hochentwickelte Hühner- und Kaninchenzucht und sogar ein Turnreck entdeckte.
Es müssen hier bisher fast sagenhafte Zustände geherrscht haben. So ist es eigentlich gar kein Wunder, dass auch in unserer Sammelstelle Prouvais – etwa 6km von der Front entfernt – der reinste Friedensbetrieb anzutreffen ist und noch täglich Nachmittagskonzerte für die Truppen abgehalten werden.
Der nächste Tagebucheintrag folgt am 26.3.