Parole: “Trommelfeuer!”. Stellungswechsel. Verluste bei Prouvais. Äußerste Alarmbereitschaft.
Parole: “Trommelfeuer!” Trommelfeuer links bei Reims – Trommelfeuer vor uns — und Trommelfeuer rechts bei Craonne.
Immer noch öffnen sich Tag und Nacht die Feuerschlünde der französischen Geschütze. Wo man hin sieht und hin hört, blitzt, kracht und rollt es.
Bald brodelt es über der ganzen Front. Dann wieder wird es an einigen Stellen ruhiger, um sich an anderen zum Orkan zu verdichten. Und schließlich ergießt sich der Eisenhagel in unverminderter Stärke erneut über sämtliche Gräben, Laufgräben, Artilleriestände und das gesamte Hintergelände.
Man erwartet den Generalsturm der Franzosen auf der ganzen Front noch am heutigen Tage. Möglich genug, denn das Gepolter und Gedröhn ist kaum einer weiteren Steigerung fähig.
Unsere Artillerie feuert nur wenig. Sie muss ihre Munition für die Abwehr des bevorstehenden Infanterieangriffes aufbewahren. Trotz mancher Schäden und Verluste ist sie aber noch überall intakt.
Wir selbst haben unsere Geschütze in der vergangenen Nacht unter dem Druck der Verhältnisse in die links hinter unserer Beobachtung liegende und nunmehr ausgebaute neue Stellung bringen müssen. Es war ein gefährliches Stück Arbeit, da die Franzosen dauernd mit den schwersten Kalibern bis weit ins Hintergelände schossen.
Leider bliebt unsere Kolonne von Verlusten nicht verschont. Als sie im Galopp durch Prouvais raste, sank plötzlich einer der Fahrer tot vom Pferde – und kurz darauf wurde ein weiterer Kamerad verwundet. Der Gedanke, dass ihn das gleiche Schicksal erreichen könnte – die Angst vor dem Tode – machte ihn kopflos. Noch ehe ihm jemand zu Hilfe springen konnte, war er schon auf und davon.
Er rannte wie besessen in die stockdunkle Nacht hinein. Jedes weitere Suchen nach ihm war in dem allgemeinen Durcheinander zwecklos, so dass er seinem Schicksal überlassen werden musste.
Aber auch auf unserer Beobachtung wurde das feindliche Streufeuer lästig. Angesichts der unvermittelt gegen die ungeschützte Wellblechbude klatschenden Geschosssplitter verschwanden wir wie der Blitz in den nahegelegenen Erdstollen. Mit der Nachtruhe war es unter diesen Umständen vorbei.
Als wir am Morgen unsere Lagerstatt wieder aufsuchten, waren wir nicht wenig erstaunt, Besuch vorzufinden. Reservetruppen hatten die an unserer Beobachtung vorbeiführende letzte Infanterie-Sicherungsstellung besetzt, weil jeden Augenblick mit dem Ansturm der Feinde gerechnet wurde.
Die auch für die übrigen Graben- und Geschützbesatzungen angeordnete äußerste Alarmbereitschaft erwies sich jedoch als übereilt, denn die feindliche Artillerie trommelt – wie schon erwähnt – selbst im Augenblick noch unaufhörlich weiter.
Wir sehen der Nacht mit Bangen entgegen.
Der nächste Tagebucheintrag folgt am 12.4.