Lästige Flieger. Ihre Waffen. Unsere Abwehr.
8 Uhr abends: In der vergangenen Nacht wurden wir mehrfach gestört.
Gegen Mitternacht teilte Höhe 100 mit, dass der Feind einen Angriff vorbereite. Wir wurden geweckt, brauchten aber nicht in Tätigkeit zu treten.
Halb 4 Uhr morgens meldete sich der Gegner mit einem Feuerüberfall auf unsere Geschützstellung. Auch dieser Schmerz ging vorüber.
Halb 7 Uhr bekamen wir Ablösung. DIesmal mussten wir endgültig raus. Für uns Fernsprecher war aber niemand erschienen.
Der Tag ließ uns trotzdem unseren Kummer bald vergessen, denn er brachte reichlich Arbeit. Bei sonnigem Wetter verfeuerten wir etwa 140 Schuss nach den verschiedensten Zielen. Dabei gelang es uns, unter anderem feindliche Schützengräben in einer Entfernung von 2700m mit zahlreichen Volltreffern zu überschütten und völlig einzuebnen.
Aber nicht nur von uns , auch von den Franzosen – besonders ihren Fliegern – wurde die klare Sicht ausgenutzt.
Schon am frühen Morgen rückten sie an. Zunächst warfen sie 6 Bomben auf den Ort Condé. Leutnant B., der Führer unsere leichten Munitionskolonne, wurde dabei in seinem Ruhequartier mit mehreren seiner Untergebenen verletzt. Eine Bombe durchschlug dort das Dach des Hauses, legte sich ungeniert mitten auf den Küchenherd und zerplatzte gerade in dem Augenblick, als Alt und Jung gemütlich frühstückte. Solch starker Pfeffer verdarb selbst den besten Appetit.
Etwa 3 Stunden später kreuzte eine englische Flugmaschine über unserem Fesselballon, beschoss diesen mit einem Maschinengewehr und zwang ihn vorübergehend zum Niedergehen.
Auch unsere Sammelstelle blieb nicht verschont. Diesmal waren es jedoch keine Bomben, sondern spitze Stahlpfeile, die in Bündeln von 40 bis 50 Stück abgeworfen wurden, sich in der Luft zerteilten und dann wahllos in das Gelände fielen. Glücklicherweise war ihre Gesamtwirkung gleich Null. Im nahen Condé haben trotzdem vor kurzem einige Infanteristen bei einer ähnlichen Gelegenheit recht böse Wunden in Schultern und Fersen davongetragen, so dass diese neue Fliegerwaffe durchaus nicht unterschätzt werden darf.
Jetzt haben wir endlich Ruhe – sowohl aktiv wie passiv. Da für uns immer noch keine Ablösung eingetroffen ist, müssen wir auch die 2. Nacht in der Geschützstellung aushalten.
Der nächste Tagebucheintrag folgt am 2.10.