Die 14 Tage unseres Hierseins sind uns wie im Fluge vergangen. Heute ein kleiner Rückblick auf unser Tun und Treiben in Breslau.
Die Batterie war nicht wenig heruntergekommen. Geschütze, Mannschaften, Pferde und das gesamte Zubehör – alles bedurfte einer gründlichen Auffrischung.
Hunderterlei Befehle waren aus- und durchzuführen, damit alles ins Lot kam. Ein Appell jagte den andern. Allmählich aber kam überall der alte Glanz wieder durch.
Die Geschütze wurden bis in die kleinsten Einzelteile zerlegt und sehen jetzt wie aus dem Ei gepellt aus. Morgen kommt der letzte Handschlag. Dann wird es mit dem Friedensbetrieb wohl bald wieder vorbei sein.
Durch die Erhöhung des Etats um 4 weitere Munitionswagen ist auch die Zahl der Pferde und Bedienungsmannschaften erheblich vergrößert worden. Der Gesamtaufwand, den unsere beiden Geschütze verursachen, geht ins Ungeheuerliche.
Der Heimataufenthalt bringt für uns aber auch in anderer Hinsicht noch eine grundlegende Umwälzung.
Wie schon länger beabsichtigt, werden uns nunmehr die bayrischen Kameraden verlassen. Manche von ihnen sehe ich ungern scheiden; im allgemeinen jedoch halte ich diese Maßnahme für richtig, denn mit ihr werden endlich einmal gesündere Verhältnisse – ohne übertriebene Bevorzugung und Verherrlichung einiger weniger – in der Batterie einkehren.
Der Ersatz besteht aus Schlesiern, durchweg gutmütigen und willigen Leuten.
Alles in allem aber werden wir an unsere Breslauer Zeit gern zurückdenken. Trotz des Tages Last und Mühe blieb uns doch hin und wieder Gelegenheit, der Stadt einen Besuch zu widmen und Einblick zu nehmen in das Leben der Zurückgebliebenen — derer, die wir gern und freudig vor dem Grauen des Krieges beschützen, allerdings auch derer, die sich aus unserem blutigen Handwerk — mästen!
Dass wir im übrigen dem zivilen Leben schon stark entwöhnt sind, beweist unter anderem folgendes Begebnis: Einer der Kameraden besuchte eines Tages das Theater. Es wurde die Oper “Parsifal” gegeben. Als wir ihn fragten, wie es ihm gefallen habe, antwortete er: “ Och, es war langweilig, bloß immer Musik – ich habe geschlafen!”
Für mich dagegen waren einige wenige Theaterbesuche Lichtblicke. Und nicht vergessen will ich, zu erwähnen, dass mir bei einem Stück leichterer Art selten froh zu Mute wurde, nur weil ich wieder einmal von Herzen “lachen” durfte. Ich hatte es längst verlernt – ohne es zu wissen.
Wann aber wird uns dieses Lachen für immer zurückgeschenkt werden?
Der nächste Tagebucheintrag folgt am 22.4.