Viertel vor 3 Uhr morgens in der neuen Stellung.
Die zuletzt benutzte und von unseren Truppen tadellos in Ordnung gehaltene Straße bildet anscheinend den einzigen Zufahrtsweg zu diesem Frontabschnitt, denn unaufhörlich begegneten wir Fahrzeugen und Truppen aller Waffengattungen.
Jetzt befinden wir uns kaum mehr als 1500m hinter unseren Schützengräben, denen die feindlichen teilweise nur 20m gegenüberliegen sollen.
Beim Einfahren der Geschütze in die Stellung ist äußerste Vorsicht geboten. Fortgesetzt singen uns die Gewehrkugeln um die Ohren.
Da die Stellung vor uns – und zwar von der 6. Batterie Fußartillerie-Regiment Nr. 9 – bereits besetzt war, haben wir mit ihrem Ausbau zunächst nichts weiter zu tun. Die Pferde und Protzen können bald abrücken. Wir aber legen uns viertel vor 5 Uhr morgens für 3 Stunden zur Ruhe.
Um 8 Uhr vormittags sind wir wieder munter.
Bei einem kurzen Gang durch das Gelände stelle ich fest, dass die von unserer Division abgelösten Truppen während der großen Februar-Offensive der Franzosen – die damals mit 6 Armeekorps durchzubrechen versuchten – schwere Zeiten mitgemacht haben müssen.
Feld- und Fußartillerie waren in diesem engen Tal – der Butte de Tahure – dicht neben- und hintereinander zusammengepfercht und der Feind hatte unsere Stellungen Tag und Nacht mit Kalibern aller Art bepflastert, so dass der Boden ringsherum mit Granatlöchern fast gespickt ist.
Da die Stellungen nur dürftig ausgebaut sind, hat es genug Verluste gegeben.
Wir richten uns in den vorhandenen Unterständen, so gut es geht, häuslich ein. Leider sind sie mächtig dreckig. Sobald man einige Male an den Kalkwänden längs gestrichen ist, gleicht man einem Schneemann.
Hätten wir genügend Wasser zum Reinigen, so wäre dies nicht so schlimm. Aber Waschen ist hier anscheinend wieder einmal Luxus – das Wasser muss erst eine halbe Stunde weit mit Karren herangeholt werden.
Der nächste Tagebucheintrag folgt am 2.4.