Der Wittener Besuch stellt sich wiederum – diesmal mit sonderbaren Begleiterscheinungen – ein.
Doch Ende gut, alles gut.
Ich erhielt heute den zweiten Feldbesuch des Wittener Bekannten K.K. Die äußeren Umstände dieses Besuches waren beinahe dramatisch.
An unserem Lager vorbei führt einer der wenigen Zufahrtswege zur Front.
Ich stand vor meiner Behausung und döste gerade ein wenig vor mich hin, als plötzlich in die Stille des Waldes eine krähende Stimme hinein tönte, die mich aufhorchen ließ. Sie kam von diesem Wege her, schien mir nicht unbekannt und machte mich neugierig.
Als ich meinen Blick hob, gewahrte ich, wie – mit der Hinterfront nach mir und einem größeren Brett auf dem Buckel – ein Infanterist im Eilschritt aus unserem Lager verschwand.
Mein Interesse war geweckt. Ich sprang hinterher. Und nun begann zwischen uns Beiden eine lustige Jagd – um nichts.
Der Verfolgte sauste wie der Blitz vor mir her, weil er mit seinem geklauten Brett ein schlechtes Gewissen hatte. Ich dagegen war von dem Wunsch beseelt, festzustellen, wem eigentlich der Wohllaut im “Grinterhunde” gehörte.
Schließlich langten wir fast zur gleichen Zeit an einem auf der Straße stehenden Bagagewagen der Infanterie an, der Lebensmittel nach vorn bringen wollte. — Auf ihm aber stand zu meinem nicht geringen Erstaunen der alte Wittener Bekannte K.K., der mich schon einmal im Felde, und zwar am 2.12.1914 in Flandern besuchte.
Die Hetzjagd fand somit in einem allgemeinen Gelächter und Händedrücken einen gefahrlosen Ausklang. Schnell wurden ein paar Worte und Gedanken ausgetauscht, die uns die Heimat vor Augen zauberten. Dann ging wieder jeder seines Weges. Aber, es war doch ein willkommener Lichtblick in diesem sich ewig gleichbleibenden Feldleben, dessen ich mich noch lange dankbar erinnern werde.
Der nächste Tagebucheintrag folgt am 25.4.