Weiterfahrt 6,40 Uhr morgens. Ankunft in Leisnig 8 Uhr. — Ich bin daheim!
Klopfte mir schon beim Überschreiten der heimatlichen Grenze und auf der ganzen Fahrt durch deutsche Lande das Herze übermächtig, so ist es mir nach der langen Trennung jetzt bei Muttern, als sei ich dem Leben neugeschenkt worden. Und sie alle, die um dieses armselige Leben bangten, zittern vor innerer Erregung, betasten und befühlen mich von oben bis unten, ob ich es auch wirklich sei.
Ist es ein Wunder, dass dabei selbst der “rauhe Krieger” weich wird, dass mir und ihnen das Wasser aus den Augen schießt in überquellender Dankbarkeit gegenüber dem Schicksal, das bisher seine Hand so gnädig über mich hielt?
Unwillkürlich wandern meine Gedanken zurück – den Weg, den ich gekommen, bis zu meinen Kameraden an der Front, die noch vergeblich auf diese Offenbarung warten müssen. Auch sie schauen seit Monden sehnsüchtig gen Osten und harren des Tags, der ihnen das gleiche Glück bescheiden soll. — Haltet aus, ihr lieben Getreuen! Noch eine kurze Spanne Zeit, und Ihr werdet versinken in diese süße Seligkeit, die alle Leiden, alle Not, alle Entbehrungen dieses Krieges auslöscht und vergessen lässt.
Der nächste Tagebucheintrag folgt am 3.6.