Bereits um 3:30 Uhr morgens werden wir geweckt. Wir sind in Bietigheim (Württemberg) und erhalten Verpflegung, diesmal nicht nur Suppe, sondern Brot, Butter und Wurst in vorzüglicher Qualität.
4:15 Uhr morgens verlassen wir diese gastliche Stätte. Das Wetter ist uns günstig. Auf der Weiterfahrt berühren wir:
7 Uhr morgens Göppingen
8 Uhr morgens Geislingen
9:30 Uhr morgens Ulm (Einnahme des Mittagsmahles)
12 Uhr mittags Burgau (der Münchener Schnellzug überholt uns)
1:30 Uhr nachmittags Augsburg und
3:45 Uhr nachmittags München.
Ich benutze den hier auf 3 Stunden angesetzten Aufenthalt zu einem Spaziergang durch die Stadt zusammen mit unserem Zahlmeister, um einige Einkäufe für die Batterie zu tätigen. Die übrigen Kameraden haben keine Erlaubnis und sehen uns traurig nach.
Für mich aber ist es ein wunderbares Gefühl, wieder einmal in dem Leben und Treiben einer deutschen Stadt unterzutauchen – in der man vom Kriege nichts spürt.
Die Zeit verfliegt viel zu schnell. Zu einem Glase “Original Pschorrbräu” langt es trotzdem. Schweisstriefend kommen wir kurz vor der Abfahrt wieder auf dem Bahnhof an — Was wäre wohl aus dem Krieg geworden, wenn wir den Anschluss verpasst hätten?
6:50 Uhr abends verlassen wir München. In ununterbrochener Fahrt gelangen wir bis Rosenheim. HIer gibt es 8:45 Uhr abends einstündigen Aufenthalt und Abendkost (Würstchen mit Sauerkraut – wie wird mir?).
10 Uhr abends Weiterfahrt.
Noch kurz vor dem Dunkelwerden bekommen wir die Anfänge der bayrischen Alpen zu Gesicht. Ein herrlicher Anblick für den Neuling. Dann zwingt uns die Müdigkeit auf unser hartes Lager.
Wir richten uns, so gut es geht, ein. 4 Mann auf den Bänken, 2 Mann auf dem Fußboden des Wagens. Tornister unterm Kopp – Besser sind unsere Fahrer dran, die zusammen mit ihren Pferden im Viehwagen hocken und auf Futterstroh sowohl weicher als auch wärmer liegen. Manch einer von den Kanonieren hat sich auf der letzten Haltestation “heimlich, still und leise” nach ihnen verdrückt.
Der nächste Tagebucheintrag folgt am 4.7.