Unverminderte Artillerie- und Infanteriekämpfe. Das zerschossene Proviantlager von Peronne. Wir leben wie die Fürsten.
Vergangene Nacht hat es wieder lebhaft “gepoltert”, wie einer meiner Kameraden immer zu sagen pflegt. Der Feind soll dabei ein weiteres Dorf gestürmt haben. Im allgemeinen ist aber die Lage für uns günstiger geworden.
Heute regnet es in Strömen. Erst am Nachmittag klärt sich das Wetter auf. Die Artillerie ist stellenweise sehr lebhaft.
Es kommen immer noch zahlreiche Verstärkungen an, so dass wir wieder etwas mehr Vertrauen und Zuversicht gewinnen.
Für unsere Batterie aber gibt es trotz Not und Tod einen rechten Freudentag.
In Peronne – etwa 5km von unserer Feuerstellung entfernt – war das Korpsmagazin bei Beginn der feindlichen Offensive vom Feinde stark beschossen worden. Die Intendantur hatte es Hals über Kopf verlassen. Da auch die Bahnhofsanlagen dauernd unter Feuer gehalten wurden, war an ein Fortschaffen der dort liegenden gewaltigen Vorräte bisher nicht zu denken.
So hatte man schließlich den stillen Wunsch, den Feind wieder in seine alten Stellungen zurückzuwerfen und die feindliche Beschießung unmöglich zu machen, aufgegeben. Sämtlichen im hiesigen Abschnitt liegenden Truppen wurde es nunmehr freigestellt, von den Vorräten für den eigenen Bedarf zu retten, was noch zu retten ist.
Das haben sich unsere Kanoniere nicht zweimal sagen lassen.
Über Nacht sind wir reiche Leute geworden. Eine Unmenge von Konservenfleisch, Wurst, Schinken, Gemüse- und Obstkonserven, Tabak, Zigarren, Butter usw. ist in unsere Hand gefallen. Das Bergen der Sache ging nicht ohne Lebensgefahr von sich – aber, um überhaupt zu leben, kann man schonmal sein armseliges Leben einsetzen!
Jedenfalls sind wir nun auf Wochen hinaus versorgt. Für die Sammelstelle fiel sogar eine ganze Wagenladung ab.
Man muss nur staunen, welche Leckerbissen alle zur Kriegsführung benötigt werden. Bisher hatten wir von ihrer Existenz keine Ahnung. Es ist allerdings auch besser, wenn man solche wertvollen Dinge nicht so weit nach “vorn” bringt; denn man sieht ja aus dem vorliegenden Beispiel, wie leicht der Feind da aus Versehen einmal hineinleuchten — und die Begehrlichkeit der “nur” für den Kampf bestimmten Truppen wecken könnte!?!
Der nächste Tagebucheintrag folgt am 6.7.