1914-1918 – Die Entwicklung der Dinge

27.4.1917 Die Himmelfahrt ist zu Ende.

/ / Zum zweiten Mal an der Aisne 3.3.17-8.7.17

Abends 9 Uhr. Die Himmelfahrt ist zu Ende.

Unversehrt bin ich bei meinen Kameraden gelandet und finde alles unverändert vor. Aber wie gesagt, es war mehr als eine Himmelfahrt.

Den Reisebericht von gestern fortzusetzen, traf ich zunächst gegen 6 Uhr nachmittags in Trier ein.

Ein Zug zur Weiterfahrt stand bereit und brachte mich gegen 7 Uhr abends bis Ückingen. Hier musste ich nochmals umsteigen. Während der neue Zug fahrplanmäßig 10:58 Uhr abends in Charleville eintreffen musste, geschah dies in Wirklichkeit erst heute morgen gegen 2 Uhr. Mehrmalige feindliche Fliegerangriffe auf die Bahnhofsanlagen in der Nacht zwangen uns zu längerem Liegen vor der Station. Der nächste Anschluss nach der Front ging damit flöten.

Um 7:24 Uhr morgens endlich sollte uns ein D-Zug nach Liart bringen. Er hatte aber gleich von Anfang an 2 Stunden Verspätung und kam erst um halb 11 Uhr am Bestimmungsort an.

Hier begann das Affentheater von neuem. Mit dem nächsten Beförderungsmittel: “Express-Güterzug” hätten wir spätestens in einer halben Stunde Mont Cornet erreichen müssen. Doch selbst nach 8-stündiger Fahrt war von diesem Ort noch nichts zu sehen.

Vor jeder Station gabs eine Stunde und noch länger Rast, dann wieder 10 Minuten Fahrt — und so ging es weiter bis zur Verdünnung.

Als ich zuletzt nach etwa 2-stündiger Rast vor Ungeduld zum Fenster unseres Abteils hinaussah, um die Ursache der Verzögerung festzustellen, gewahrte ich zu meinem nicht geringen Schrecken, dass man die Lokomotive abgespannt und uns auf freier Strecke einfach liegen gelassen hatte.

Gleich packte mich die Wut, ich selbst aber kurzentschlossen meinen Tornister und so kam ich glücklich nach 1-stündigem Fußmarsch bis Mont Cornet. In M. Erwischte ich ein Lastauto, ein weiteres dann in Dizy le Gros.

Und jetzt – gegen 9 Uhr abends – bin ich wieder “daheim”. Hier draussen daheim! Denn wir sind mit dieser Erde im fremden Land während der vielen Jahre verwachsen, als wäre sie immer unsere Heimat gewesen — und sollte sie es ewig bleiben.

Der nächste Tagebucheintrag folgt am 4.5.