1914-1918 – Die Entwicklung der Dinge

19.12.1914 Englische Angriffe zusammengebrochen

/ / 11.10.1914 - 8.3.1915 In Französisch Flandern

Englische Angriffe zusammengebrochen — zahlreiche Gefangene. Ofensorgen.

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Bild: Als Landstürmer auf der Beobachtung „Le Maisnil“

Wecken 8 Uhr. Ich muss wieder zur Beobachtung; diesmal für längere Zeit.

Gegen 10 Uhr morgens kommt ein Trupp englischer Gefangener an uns vorüber (etwa 50 Mann), später noch eine kleinere Abteilung von 8 Mann.

Das ist also der “große” Erfolg des gestrigen feindlichen Angriffs, der seine Ausläufer während der Nacht auch bis zu uns erstreckte. Er ist – wie schon so oft – ins Gegenteil umgeschlagen und für uns glänzender verlaufen, als wir erwarten konnten, denn insgesamt sind gestern und heute morgen bei der Dämmerung 1200 Engländer und 700 Franzosen gefangen genommen worden.

Sie befanden sich zum großen Teil zwischen unseren und den feindlichen Gräben und hatten in der Finsternis die Orientierung verloren. Während der Nacht lagen sie unter dem beiderseitigen Gewehrfeuer und, als sie in der Morgendämmerung zu ihren Gräben zurückwollten, wurden sie von unserer Infanterie zum Ergeben gezwungen.

Zum Teil sind des auch Überläufer, die jetzt in Scharen zu uns herüberkommen.

Außer ihnen haben die Engländer Hunderte von Verwundeten und Toten verloren, die heute vormittag während einer beiderseits vereinbarten Feuerpause von ihren Kameraden zurückgeholt wurden.

Trotz dieser gründlichen Abfuhr lebt abends gegen 6 Uhr links von uns das Geschützfeuer wieder auf, während es in unserem Abschnitt ruhig bleibt.

Im Beobachtungs-Quartier gibt es am Nachmittag eine kleine Enttäuschung. Der gestern mit vieler Mühe requirierte Ofen hat irgendwo ein Leck und zieht auf einmal nicht mehr. Nach stundenlangem Suchen können wir als Ersatz schließlich den letzten der Mohikaner im Ort auftreiben und unsere reichlich durchgefrorenen Glieder wieder etwas auftauen. Dann wird es aber schnell gemütlich, zumal wir auch von innen noch durch ein paar prächtige Pfannekuchen nachhelfen können.

Schon seit 5 Uhr brennen die Kerzen. Wir sind nur noch zweimal 24 Stunden vom kürzesten Tag und der längsten Nacht entfernt; dann geht es wieder der Sonne entgegen — und hoffentlich auch einem baldigen glücklichen Ende.

Halb 12 Uhr nachts: Das Tagewerk ist beendet. Draußen regnet es in Strömen. Unser “Bombensicherer” schwimmt bereits. Wir haben Sorge, dass es ihm unser Quartier gleichtun könnte.

Der nächste Tagebucheintrag folgt am 20.12.