1914-1918 – Die Entwicklung der Dinge

26.9.1916 Zurückeroberung des Anna-Riegels

/ / An der Somme 30.6.16-3.3.17

Der “Anna-Riegel” wird durch Handstreich zurückerobert. Der Feind kitzelt unsere Beobachtung. Leuchtkugeln in der Nacht.

Wie ich erfahre, ist der gestern verloren gegangene “Anna-Riegel” während der Nacht von unserer Infanterie durch einen Handstreich – also ohne Artillerievorbereitung – zurückerobert worden.

Heute ist’s an der Front verhältnismäßig ruhig. Unsere Beobachtung wird jedoch im Laufe des Tages mit leichteren Kalibern beschossen. Alles verschwindet in den inzwischen angelegten “Heldenkeller”, der sich in einer Tiefe von etwa 7m unter der Erde befindet und uns künftig auch als Wohn- und Schlafraum dienen soll.

Die luftigen Wellblechbaracken im Walde bieten keinerlei Schutz – und die Franzosen kitzeln uns auf unserer Beobachtung immer mehr.

Ich empfinde den ständigen Aufenthalt unter der Erde zunächst noch etwas drückend – da aber die Franzosen von oben ebenfalls drücken, müssen wir uns mit dem kleineren Übel abfinden.

Von 10 bis 2 Uhr habe ich Nachtwache.

Der Himmel ist sternenklar. Der Feind verhält sich ruhig. Das Scherenfernrohr wandert unablässig über das vorliegende Gelände. Die hier und da in regelmäßigen Abständen aufsteigenden Leuchtkugeln sind die einzige Abwechselung in der Dunkelheit. Oft ist es mir, als sähe ich das Straßengewirr einer Stadt mit tausend Gasflammen vor mir, doch “grad aus dem Wirtshaus komm ich heraus — “ die Lichter steigen auf und ab und verschwimmen ineinander, so dass ich zuletzt ganz verdreht und froh bin, als die Ablösung naht.

Der nächste Tagebucheintrag folgt am 27.9.