(Sonntag) Ruhetag in Lüttich
Wir sind um halb 6 Uhr aufgestanden. In der Nacht fing es an zu regnen. Da war es gut, dass wir wenigstens unter dem Zelt liegen konnten, wenn wir diesmal auch ohne Stroh auf dem harten Fußweg schlafen mussten.
Für heute ist uns noch kein Ziel gesteckt. Es sollen immer noch 2 Forts in den Händen der Feinde sein. Die Mörserbataillone und zwei mitten in der Stadt aufgefahrene 30,5cm-Geschütze werden schon dafür sorgen, dass ihnen die Luft ausgeht.
5 Uhr nachmittags: Wir hatten am Morgen unseren ersten Appell, und zwar in ungesattelten Pferden. Dann bekamen wir bis Mittag frei. Diese Zeit benutzten wir, um uns Lüttich ein wenig anzusehen. Wir waren überrascht von den Schönheiten dieser prächtigen und sauberen Stadt mit ihren unzähligen Brücken über die Maas.
Da der Kampf um die Außenforts noch immer tobt, erblickten wir jedoch nur wenig Zivilisten auf der Straße. Die Geschäfte waren durchweg geschlossen. Der Post- und Telegraphenverkehr ruhte vollkommen, ebenso der Zeitungsdienst.
Anders sah es mit der Eisenbahn aus. Sie befand sich bereits in unserer Hand. Zug um Zug rollte heran und wieder davon. Es herrschte Hochbetrieb.
8 Uhr Abends: Endlich sind sämtliche 12 Forts von Lüttich genommen. Das letzte hat sich – wie uns erst jetzt bekannt wird – noch am Vormittag ergeben.
Auch die französische Festung Belfort soll gefallen sein. Offiziell ist darüber jedoch noch nichts zu erfahren, weshalb ich der Nachricht misstrauisch gegenüber stehe.
Der nächste Beitrag erscheint am 17.08.