Der Batterieschreiberposten nach dem Kriege wird bereits vergeben.
Wecken: 9 Uhr nach ausgezeichnetem Schlaf.
1:30 bis 3 Uhr nachmittags Fußdienst (Ersatz für Krieg).
Für mich gibt es künftig andere Arbeit, denn ich werde heute vom Beobachtungswagen abgelöst und dem 3. Munitionswagen zugeteilt. Grund: Ich soll mich beim Feldwebel und Zahlmeister in den Bürodienst einarbeiten, um nach Beendigung des Krieges als Batterieschreiber zu wirken.
Ich könnte mit dieser Veränderung recht zufrieden sein – dennoch stimmt mich der Wechsel traurig.
Das freie und ungebundene Leben an der Front hatte nicht nur Schatten- sondern auch Lichtseiten, auf die ich in Zukunft werde verzichten müssen. Und außerdem werden mich meine Kameraden bald scheel ansehen – nicht etwa, weil sie neidisch auf mich und den vermeintlichen schönen Posten sind, sondern weil in ihren Augen eben nur der als echter und rechter Krieger gilt, der mit ihnen in Dreck und Speck liegt.
Der nächste Tagebucheintrag folgt am 26.3.
Flo
Mh, ob sich der gute Ernst auch so sicher wäre das der Posten jetzt schon weg ist wenn er wüsste das das Kriegsende noch 3,5 Jahre entfernt ist?
EG
Was ich mich frage: wie wurden eigentlich die Zeiten im Kriegseinsatz in der Rentenversicherung berücksichtigt? – formal warendie Soldaten doch alle Beamte, die nicht in eine Rentenkasse o.ä. einzahlen müssen – wenn ich das richtig sehe – allerdings reichten die Kriegszeiten vermutlich nicht für eine eigene Beamtenpension (unterstellt man mal, dass man unversehrt, wie der Autor, durch den Krieg kam – Versehrtenrenten sind ein anderes Thema) Wurden die dann alle nachversichert, wie heutzutage?
EG
Richard Klein
Die nun leider auftretende Pause möchte ich zum Anlass nehmen, mich für die Veröffentlichung des Tagebuchs zu bedanken. Ich verfolge das Projekt seid dem ersten Tag und denke, dass so, aus der Sicht eines einfachen Soldaten, noch nie über die Wirklichkeit des ersten Weltkriegs berichtet wurde. Wenn über den ersten Weltkrieg berichtet wird, dann doch meistens aus der Sicht der Generäle und Politiker. Der kleine Soldat im Graben oder hinter dem Geschütz findet in der historischen Betrachtung meistens nicht statt. Aber es waren doch diese Menschen, die das ganze Elend und die Gewalt erleben und durchleben mussten. Dieser Krieg, der nun 100 Jahre her ist, hat jetzt für mich ein Gesicht und einen Namen erhalten – dafür möchte ich mich bedanken.
Al
„Und außerdem werden mich meine Kameraden bald scheel ansehen – nicht etwa, weil sie neidisch auf mich und den vermeintlichen schönen Posten sind, sondern weil in ihren Augen eben nur der als echter und rechter Krieger gilt, der mit ihnen in Dreck und Speck liegt.“
^ Dies.
Und ich nehme alles vorher Gesagte zurück, von wegen REMF und so, und bitte vielmals um Entschuldigung. Mea Culpa.
Helmut
Das war also der Abschnitt 3. „Französisch Flandern 8.10.14 – 8.3.15“. Der Link im „Inhaltsverzeichnis“ ist noch nicht vorhanden.
Habe nochmal beim August 1914 zu lesen begonnen.
Wenns jemand in den Texten der letzten Wochen „zu wenig kriegerisch“ zugeht, kann er auch heftigere Kost haben !