Knapp dem Tode entgangen.
Soviel ich höre, soll der Sturm erst morgen vormittag erfolgen. Die Fernsprechverbindung zwischen Batterie und Beobachtung ist bereits von der Korps- Fernsprechabteilung gelegt, so dass wir es diesmal gut haben. Wir schießen uns heute lediglich auf die feindlichen Schützengräben und den Ort Givenchy (Entfernung 4000m) ein.
Das ist zunächst ein gefahrloses Geschäft. Etwa 1 Stunde nach Beendigung unseres Schießens gibt es aber in der schon erwähnten, nur 7m hinter unserem Quartier liegenden Lederfabrik, in der sich auch unsere Geschütze befinden, plötzlich eine gewaltige Explosion. Fenster klirren, Balken und Dachziegel fliegen durch die Luft und prasseln auf unser Dach nieder.
Wir stürzen verwirrt auf die Straße — und gewahren zu unserm nicht geringen Entsetzen, dass die Explosion von einer feindlichen Granate herrührte, die haarscharf über unseren Dachfirst und unsere Köpfe hinweggeflogen und dicht neben den Geschützen eingeschlagen war.
Der Schuss lag so abgezirkelt auf unserer Batterie, dass wir zunächst an einen Verrat der hier noch stark vertretenen Bevölkerung glaubten, zumal unsere Batterie vom Feinde von keiner Seite aus eingesehen werden konnte.
Weitere Schüsse folgten jedoch nicht. Es muss sich also nur um einen der üblichen Streuschüsse gehandelt haben. Von denen man allerdings sagen kann: “Auch ein blindes Huhn findet manchmal ein Korn!”
Der Fernsprech-Apparat bleibt die ganze Nacht besetzt. Freund und Feind sind jedoch ruhig.
Der nächste Tagebucheintrag folgt am 25.1.