1914-1918 – Die Entwicklung der Dinge

15.11.1914 Die ewige Tretmühle

/ / 11.10.1914 - 8.3.1915 In Französisch Flandern

Die ewige Tretmühle. Die Infanteriekommandeure verweigern den Sturm.

Wir stehen an diesem Frontabschnitt wie in einer Tretmühle. Es geht immer reihum: Beobachtung, Batterie, Ruhetag – Beobachtung, Batterie, Ruhetag!

Heute bin ich wieder auf der Beobachtung. Wetter kalt und trübe.

Vormittags wird eine Häusergruppe, in der nach Infanteriemeldung feindliche Maschinengewehre untergebracht sind, mit 14 Schuss unter Feuer genommen. Entfernung 4300m.

Nachmittags schießen wir nicht.

Der allgemeine Sturm ist auf unbestimmte Zeit verschoben, soviel ich höre, infolge der Weigerung der Kommandeure der hier liegenden Infanterie-Regimenter, die die zu erwartenden eigenen Verluste im Vergleich zu dem damit erzielbaren Erfolge für zu hoch halten.

Also werden wir wohl noch länger aushalten müssen.

Der nächste Tagebucheintrag folgt am 16.11.

  1. Die Kommandeure haben sich geweigert.
    Interessant.
    Stellt euch vor, sie hätten gesagt: wir gehen nach Hause, wir haben die Scheisse satt.
    Dann Kriegsgericht.

    Antworten

  2. „Die Infanteriekommandeure verweigern den Sturm.“
    Da fällt mir der Film mit Kirk Douglas ein. Wege zum Ruhm
    Ein Film über die Betonköpfe von Generäle die sich nicht an Verluste aus den eigenen Reihen interessieren.

    Antworten

    • Diese Anzahl von Todesurteilen gegen eigene Soldaten wie bei der Entente gabs im Kaiserreich nicht. Im 1. Weltkrieg waren das insgesamt 150. Alleine in F waren es 2400.
      Zum Vergleich: Nazi-D im 2.WK 33000 plus an die 100.000 in Strafbataillonen mit geringer Überlebensqote.

      Antworten

  3. Ja da magst du recht haben. Doch die Arroganz der Generäle, die immer noch an tapfere Kavallerieangriffe glaubten und an die Glorie des Krieges scheint auch hier noch durch. Was zählt da schon der einzelne oder ein paar tausend Tote. Hauptsache „Angriff!“ der Ehre willen.

    Antworten

  4. Hallo Barbara!

    unsere Generation – und ich bin Ende 1960 geboren wurden schon durch die Erziehung bzw. die Erfahrungen nach dem 3. Reich geprägt und antimilitaristisch erzogen – das war im Kaiserreich genau anders herum.
    War bei uns die letzte Kriegserfahrung: Niederlage, Kriegsverbrechen, Pogrome, Menschenverachtung etc. so waren dies für die jungen Soldaten von 1914 zwei gewonnene Kriege, Vereinigung als deutscher Nationalstaat und das Gefühl unbesiegbar zu sein.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert