Sturm auf Neuve Chapelle. Der Hühnerbraten nimmt kein Ende.
Schlaf verhältnismäßig gut. Durch einen in der Nacht einsetzenden Regen wurden wir unter unserem zerschossenen Dach zum “Stellungswechsel” gezwungen, fanden aber glücklich noch anderweit ein trockenes Plätzchen. Wecken: viertel vor 7 Uhr.
7 Uhr vormittags: Besetzen der Batterie.
Ich befinde mich heute in der Feuerstellung. Die Beobachtung in der Kirche Aubers wird eingezogen, dafür aber die bereits links vorwärts bestehende Seitenbeobachtung um 4km vorgeschoben und unmittelbar hinter unseren Schützengräben erneut aufgebaut.
Die 3. und 4. Batterie unseres Bataillons stehen jetzt links von uns. WIr haben zusammen die Aufgabe, den auf heute nachmittag 4 Uhr festgesetzten Sturm auf Neuve Chapelle mitvorzubereiten.
Punkt halb 4 Uhr nachmittags beginnt unser Schießen. Es dauert bis halb 5 Uhr. In dieser Zeit verknallen wir in lebhaftem, gewöhnlichem Feuer und in Salven zu vier unsere ganze Munition bis auf 3 Schuss je Geschütz.
Inzwischen hat der Infanteriesturm eingesetzt. Hoffentlich gelingt uns die Einnahme der für uns sehr wichtigen Stellung.
Mittagessen 2 Uhr. Feldpost: Zeitungen von Witten vom 27.9. Und 6.10., ausserdem ein Päckchen Zigaretten vom 9.9. Und aus dem Sachsenlande ein Brief vom 2.10. Alles findet dankbare Aufnahme.
7 Uhr abends: Über das Ergebnis des Angriffes haben wir noch nichts erfahren können.
Der Nachmittag verlief ruhig. Zur Vorsicht bleibt ein Geschützzug während der kommenden Nacht besetzt; ebenso die Beobachtung. Nach Eintreffen der Ablösung gehen wir in unser altes Quartier zurück, futtern wieder Hühner- und Entenbraten und begeben uns 9 Uhr abends zur Ruhe.
Der nächste Tagebucheintrag folgt am 27.10.