Ich komme heute zur Beobachtung, die jetzt ganz in der Nähe unserer Sammelstelle, also rückwärts der Batterie liegt. Der Beobachter sitzt hier auf einem großen ungedroschenen Getreidehaufen. Die übrigen hocken unten auf dem Erdboden. Da sich der starke Morgennebel noch nicht gelichtet hat, können wir uns unbehindert bewegen.
Erst gegen Mittag wird es klarer. Die Batterie verschießt um diese Zeit 20 Schuss gegen Schützengräben bei La Neuville – Entfernung 3800m – und später einige Granaten nach Cormicy – Entfernung 6100m.
Der Feind antwortet mit einem Feuerüberfall und erzielt dabei einen Volltreffer in den Laufgraben zum 1. Geschütz unserer Batterie.
Halb 4 Uhr nachmittags: Es ist erneut stark nebelig geworden, so dass wir unser Kriegshandwerk einstellen müssen. Dafür herrscht augenblicklich sowohl auf der Beobachtung als auch in der Sammelstelle eine umso emsigere Tätigkeit anderer Art.
Es werden tiefe, breite Gräben mit Stroh- und Erddeckung angelegt. Sie sind für etwa 20 Mann bestimmt und gleichen ungefähr einem Eisenbahnkupee (Eisenbahnwagen), allerdings mit der Abweichung, dass es hier nur einen einzigen Eingang von der Längsseite und keine Fenster gibt. Ihr Zweck ist leicht zu erraten. Sie sollen uns Schutz gegen die immer zahlreicher auftauchenden feindlichen Flieger bieten.
Zu dieser Art persönlicher Flugzeugabwehr kommt für die Allgemeinheit noch eine Flak-Batterie zu 6 Geschützen, die ihren Standort in Guignicourt aufgeschlagen hat.
Eh’ wir’s uns versehen, ist der Abend da. Die Luft ist mild und lockt uns – wie gestern – zu einem kleinen Spielchen beim Glase Glühwein vor unser Zelt —worüber es schließlich halb 12 Uhr Nachts wird.
Der nächste Tagebucheintrag folgt am 4.10.
whatever
Ohh – da bin ich aber baff. Eine ausdrückliche Flakbatterie bereits im Oktober 1914?! Bisher war ich immer davon ausgegangen, dass die Fliegerei zu Beginn des Krieges eine belächelte Kuriosität war. Das es so früh tatsächlich schon spezialisierte Flugabwehreinheiten gegeben hat überascht mich…