Die Maubeuger Wissenschaft muss verwertet werden.
Man brennt förmlich darauf, von der praktischen Verwendbarkeit meiner Maubeuger Wissenschaft etwas zu erfahren – und schickt mich heute wieder zur Beobachtung.
Ich treffe vorn Ruhe an.
Durch einen überraschenden Vorstoß ist es uns inzwischen gelungen, die an die Franzosen verloren gegangene “Höhe 108” erneut zurückzuerobern. — An größere Unternehmungen ist jedoch beiderseits kaum noch zu denken. Die Truppen haben sich genug ausgeblutet.
Der nächste Tagebucheintrag folgt am 14.6.
Klaus M. Karl
Während sich unser Protagonist noch Gedanken macht über die Maubeuger Wissenschaft, kamen einen Tag später, am
7.6. an der belg. französischen Front innerhalb von 30 Sekunden bei der Schlacht von Mesen (Messines) insgesamt 21.000 Soldaten ums Leben (10.000 deutsche und 11.000 alliierte Soldaten) 7.500 deutsche Soldaten kamen in Gefangenschaft, Tausende wurden verwundert. Die Alliierten hatten auf 8 km Länge Tunnel unter den deutschen Stellungen gegraben und mit Sprengstoff gefüllt und am 7.6.1917 gegen 3 Uhr morgens zur Explosion gebracht. Vermutlich steht darüber nichts im nächsten Tagebucheintrag am 14.6. denn obwohl ja nicht so weit von Pauleits Stellung entfernt, wird er davon sicher nichts erfahren haben.
Hauptschulblues
Ja, danke.
Das dachte ich mir heute auch, als ich in Wikipesia folgenden Beitrag las:
https://de.wikipedia.org/wiki/Minen_in_der_Schlacht_bei_Messines
Michael Hoffmann
Ich kann nichts über alliierte Verluste finden. Woher kommen diese Zahlen?
Klaus M. Karl
Die Zahlen kommen von einer belg. Site der VRT (Vlaamse Radio en Televisie). Gestern fand eine Gedenkfeier der Alliierten in Mesen statt, mit u.a.Teilnahme von Prinz William und belg. Regierungsvertretern, ausdrücklich wurde allen Toten gedacht, deutsche, uniformierte, Vertreter habe ich nicht ausfindig machen können, aber vielleicht dipl. Vertreter in Zivil. Es wäre bei solchen Anlässen inzwischen auch üblich.
Michael Hoffmann
Das würde ja heißen, daß alliierte Verluste durch die Explosionen ebenso oder sogar höher waren, wie auf deutscher Seite. Weder der deutsche noch der englische Wiki Artikel erwähnt das.
Klaus M. Karl
Es waren ja nicht nur die Toten als Folge der Explosionen, sondern auch die der Schlacht, die sich im Anschluss an die Explosionen entwickelte. Finde es auch merkwürdig, dass darüber bei Wikipedia nichts steht, aber dass es nur deutsche Tote gab, ist ziemlich unwahrscheinlich.
Klaus M. Karl
Nachzulesen unter flanderninfo.be
Michael Hoffmann
Ich war nur verwirrt weil Sie schrieben:
“ kamen einen Tag später, am
7.6. an der belg. französischen Front innerhalb von 30 Sekunden bei der Schlacht von Mesen (Messines) insgesamt 21.000 Soldaten ums Leben (10.000 deutsche und 11.000 alliierte Soldaten)“
Also, daß die alliierten Soldaten ebenso bei der Explosion umkamen. Statt als Folge der nachfolgenden schlecht durchgeführten Offensive.
W. Fischer
Nee, er schrieb von der Bilanz der gesamten Schlacht und nicht nur der Minen bei Messine, von denen längst nicht alle hochgegangen sind, zuletzt nach Blitzschlag in den 50ern eine.
Nach den Minen dort sprangen die Alliierten in die Bresche und trafen dort auf die Reserven.
Den Generälen reichte der Bodengewinn aber nicht, so dass es zur klassischen Angriffschlacht kam mit bekannt hohen Verlusten, so dass es trotz der riesigen Anfangs“erfolge“ noch zu so hohen Verlusten kommen konnte.
Wer will dann schon nach so einem großen, binnen Minuten erzielten Anfangserfolg noch die riesigen Verluste danach erwähnen, um sich dann rechtfertigen müssen – neben all dem Aufwand der Mineure zuvor?
Und so geriet die wahre Begebenheit in Vergessenheit, eben ein Beispiel für „erfolgreiche Geschichtsschreibung“ wie schon seit Cäsar.
Die Bresche war damals riesig, nur mangelte es an dem richtigen Aufgebot schnell und weit vorstoßender Truppen, denen sofort Nachschub und weitere Einheiten folgten.
Die Allierten waren von ihrem eigenen Erfolg überrascht, den ihre Planer so nicht vorausgesehen hatten, worauf die Chance am Tag des Durchbruch nicht genutzt werden konnte.
Und bei dem Versuch, das Verpasste mit der Brechstange nachzuholen, kam es zu den hohen Verlusten. Sie scheiterten an ihrer eigenen (Erfolgs-)planung.
Und das will sicher keiner erklären.
peter
Das war dann ja bei der letzten erfolgreichen deutschen Offensive 1918 ähnlich – Frontdurchbruch mittels Strumtruppen und guter Taktik relativ leicht geschafft, dann aber wenig strategischen Plan (und nicht ausreichende technische Mittel – motorisierte Verbände gabs noch nicht) für die weiteren Vorstöße. Und dazu keine tragfähigen Pläne zur Sicherstellung des Nachschubs über das vollkommen zerstörte und unwegsame Niemandsland hinweg.
Michael Hoffmann
Sie meine Antwort, bzgl wo Klaus Karl schrieb:
“ kamen einen Tag später, am
7.6. an der belg. französischen Front innerhalb von 30 Sekunden bei der Schlacht von Mesen (Messines) insgesamt 21.000 Soldaten ums Leben (10.000 deutsche und 11.000 alliierte Soldaten)“
Das hat mich verdutzt.
Daniel
Angeblich hat man den Knall der Minenexplosion bis an die englischen Kanalküste gehört.
Aber im allgemeinen Frontlärm mag das unser Ernst nicht mitbekommen haben.
Hauptschulblues
Es ist durchaus möglich, „im Zentrum“ den Donner nicht mit zu bekommen, wegen des Gefechtslärms um einen herum, entfernt aber schon.