1914-1918 – Die Entwicklung der Dinge

1.9.1914 Beschießung eines “unbesetzten” Forts.

/ / 1. Vormarsch im Westen. 9.8.14 - 6.9.14

12 Stunden Marsch über Le Coronet, Lyon, Genviller, Benay, Hinacourt, Liez. Beschießung eines “unbesetzten” Forts. 

1 Uhr nachts werden wir geweckt. Die Batterie verlässt den Lagerplatz um viertel vor 2 Uhr vormittags. 

Unterwegs kommen wir durch die Orte Coronet, Lyon und Genviller. Überall schauen wir ein trostloses Bild der Verwüstung – zerstörte Häuser, verstreut liegendes Hab und Gut der geflüchteten Bevölkerung, verendete Pferde — und Freund und Feind im Tode vereint.

Halb 8 Uhr morgens: Unsere Batterien sind südlich von Genviller in Stellung gegangen. Der Morgennebel ist besonders stark und lässt uns auf 300m nichts mehr erkennen.

Viertel vor 11 Uhr vormittags: Wir haben die Geschütze ringsum mit einer Erdwallung umgeben und zum Schutze gegen Fliegersicht mit Stroh verkleidet. Jetzt müssen wir die Eindeckungsarbeiten einstellen, da sich der Nebel gelichtet hat.

Wir warten jeden Augenblick auf Feuerbefehl. Falls es uns gelingen sollte, das etwa 5km vor uns liegende Fort zu bezwingen, ist der Weg nach Paris offen.

Rechts von uns steht Fußartillerie-Regiment Nr. 2, ebenfalls mit schweren Haubitzen. Von anderen Regimentern sind außerdem noch Mörser und 13cm Kanonen aufgefahren.

Während ich sonst zur Geschützbedienung gehöre, wirke ich heute als Fernsprecher. Ich halte die Verbindung zwischen Batterie und Protzensammelstelle aufrecht.

12 Uhr mittags: Die Welt ist ein Rätsel! Nun haben wir im Bataillon etwa 25 Schuss abgegeben, und da stellt sich heraus, dass das Fort von den Franzosen gar nicht mehr belegt ist.

Viertel vor 3 Uhr nachmittags: Mittagessen und anschließend Stellungswechsel. Wir marschieren ununterbrochen – teils im Schritt, meist aber im Trab – in südlicher Richtung. Ich treffe dabei den Wittener Kameraden S. Von der 16er Infanterie.

Neben anderen kleineren Orten berühren wir Benay und Hinacourt.

Gegen 7 Uhr abends landen wir in Liez (etwa 45km von St. Quentin entfernt). Ohne zu rasten, durchqueren wir die Stadt.

Kurz hinter Liez ist von den Engländern vor etwa 5 Stunden eine eiserne Brücke über den Kanal in einer länge von etwa 15m gesprengt worden. Unsere braven Pioniere haben aber in kaum einer halben Stunde mit Hilfe von mitgebrachten Pontons einen für alle Truppen, also auch für die Artillerie geeigneten neuen Übergang geschaffen. Und nun rollen die Fahrzeuge in unübersehbarem Zuge über das Wasser – weiter in das französische Land hinein.

Der nächste Tagebucheintrag folgt am 2.9.

  1. „viertel vor 2 Uhr vormittags“… eigenwillige Zeitangabe! 🙂

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  2. „viertel vor 2 Uhr vormittags“…eigenwillige Zeitangabe! 🙂

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    • Tja,
      was soll denn an der Zeitangabe eigenwillig sein?

      Vielleicht mal drüber nachdenken, wo man denn her kommt und wie das Leben damals so gewesen sein muss, als noch keine Digitaluhren gab und wie lange es ein 24 h Zeitformat gibt.

      Die Kirchturmuhr läuft 2x am Tag im Kreis herum und wodurch sollen sich die wohl unterscheiden?

      Ahh, vor-mittags oder nach-mittags stammen als Worte genau daher, vor der Tageshälfte am Mittag oder (da)nach.

      Ein Blick auf einen alten Briefumschlag von 1914 verrät einem sofort was?

      2v für 2 Uhr vormittags – da wurden noch die Briefkästen auch in der Nacht am Bahnhof geleert. Zumindest dort vielfach am Tag und jeweils mit Uhrzeit und v oder n für die Tageshälfte. Wir haben einen Haufen Briefe von den Stationen in den Krieg und Tod, teils von jedem größeren Bahnhof, wo eben auch kurz nach Mitternacht geleert und gestempelt wurde und das so, dass es heute immer noch deutlich besser lesbar aussieht als die von der Post heute gestempelten Briefe … die meist nur 1 am Tag geleert werden.

      Von „eigenwillig“ kann keine Rede sein, sondern zeitgemäß. Übrigens taucht der Zusatz bei fast jeder Zeitangabe in diesem Tagebuch auf, nicht nur einmal, woran eindeutig zu erkennen ist, das man es immer machte, um Missverständnisse zu vermeiden, erst Recht im Krieg, der 7 x 24 h lief und wo gerade auch mal nachts etwas losging oder gerade Verlegungen und Transport von den Fliegern unbeobachtet erfolgen konnten.

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  3. Darfst du die Namen anderer Kameraden nich erwähnen aus rechtlichen gründen, oder machst du das aus rücksicht einfach nicht?

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  4. Achso ok…..danke für die antwort

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