Herbesthal, Lüttich, Loewen, Brüssel, Courtrai, Roulers, Westroosebeke, Staden. Am Ziel!
Wir haben das ganze deutsche Reich in 38 Stunden durchquert. 6 Uhr morgens sind wir bereits in Herbesthal (Verpflegung), 8 Uhr morgens in Lüttich, 10:20 Uhr in Loewen.
Auf der Weiterfahrt berühren wir
11:20 Uhr vormittags Brüssel (Abfahrt 12:30 Uhr)
3:15 Uhr nachmittags Courtrai
5:00 Uhr nachmittags Roulers und
7:37 Uhr nachmittags Westroosebeke.
Wir sind hier am Ziel und werden ausgeladen. Anschließend marschieren wir nach Staden, wo wir 9 Uhr abends im Dunkeln angelangen.
Die Fahrzeuge werden unter einer großen Halle parkiert, die Pferde kommen in Ställe und für die Mannschaften stehen Baracken mit Holzbetten bereit. Unterkunft tadellos.
Die flandrische Landschaft bot uns während des letzten Teiles unserer Fahrt durch ihre bunte Farbenpracht reiche Abwechslung. Ich denke, dass es uns hier gefallen wird.
Michael Hoffmann
„Ich denke, dass es uns hier gefallen wird.“
Hat er das wirklich geschrieben? In Anbetracht, dass wir Leser wissen was 1916 um Ypern los war, schaudert’s einem da.
Und hier ist heute ANZAC Day…
whatever
…und immer noch kein Wort über Verdun.
Nachdem er zu Kriegsbeginn immer wieder Meldungen über den allgemeinen Kriegsverlauf in sein Tagebuch einfließen ließ, scheint die Informationslage für den „gemeinen Soldaten“ an der Front zu diesem Zeitpunkt nicht mehr so gut gewesen zu sein. Oder man traute der allgemeinen Propaganda vielleicht bereits nicht mehr so recht…
André Gottwald
Die nächste Schlacht bei Ypern ist erst 1917. Das große Schlachten ist 1916 an der Somme (100 km entfernt), und auch das erst im Sommer. Das Tagebuch zeigt wieder einmal anschaulich, dass man gar nicht wissen will, was auf einen zukommt.
A.B.
Nun sind sie also dort angekommen, wo Ende April 1915 der erste Giftgasangriff der Deutschen mit verheerenden Folgen stattgefunden hat. Wussten sie nichts davon, dass er dies mit keinem Wort erwähnt?
Mein Opa ist bei besagtem Angriff so schwer verletzt worden, dass er im Feldlazarett Houthulst starb, nur 1/2 Jahr nach Kriegsbeginn. Er hinterließ seine Frau mit 6 Kindern, das älteste 8 Jahre alt, das jüngste, im Nov. ’14 geboren, hat er nie gesehen.
Solche Schicksale gab es doch massenhaft. Mich wundert, dass dies nie zur Sprache kommt. Haben solche Informationen nie die Front erreicht?
Oder wurden die Gefallenen immer noch als Helden gefeiert…
Von Sassow
Na sicher hat das niemand wissen wollen! Wenn die führenden Famielien der Gesllschaft die Kämpfe antelle des Plebs geführt hätten, währe der Krieg innerhalb des ersten Jahre zu Ende gewesen. Das Volk hatte seine „Eliten“ zu ernähren und für deren Intressen zu verrecken! Und das auf der ganzen Welt zu der Zeit!
Michael Hoffmann
Während ich generell zustimme, zumindest was WW1 angeht und hier zumindest bei den britischen Truppen hatten die (aus der Elite stammenden) Offiziere horrende Verlustraten.
Interessanter Artikel von der BBC:
http://www.bbc.com/news/magazine-25776836
Nummer 4:
„Although the great majority of casualties in WW1 were from the working class, the social and political elite were hit disproportionately hard by WW1. Their sons provided the junior officers whose job it was to lead the way over the top and expose themselves to the greatest danger as an example to their men.
Some 12% of the British army’s ordinary soldiers were killed during the war, compared with 17% of its officers. Eton alone lost more than 1,000 former pupils – 20% of those who served. UK wartime Prime Minister Herbert Asquith lost a son, while future Prime Minister Andrew Bonar Law lost two. Anthony Eden lost two brothers, another brother of his was terribly wounded, and an uncle was captured.“
Michael Hoffmann
Sie meinen sicher „nur 1 1/2 Jahre nach Kriegsbeginn“?
Von Sassow
Ich denke, das einfach die Mengen Verhältnisse an verfügbarem „Menschenmaterial“ (ekelhaftes Wort) dies erklären. Wenn die Führungseliten 100% Verluste erlitten hätten, wären das ja vielleicht hunderttausend Mann gewesen = Peanuts! Kein denkender Machtinhaber wir das Risiko eingehen wenn nicht dadurch die Erbfolge geändert würde! Was erklärt warum viele junge Adelige freiwillige waren. Das ist ja heute noch zu sehen im Diplomatischen Chor, ohne gedient zu haben oder ohne „passendem“ Nachnahmen geht da auch nicht viel!
Michael Hoffmann
Ich glaube, in diesem Fall ist das etwas zu einfach: wie bei den heutigen „Vons“, die sich im DC einen schoenen Lenz machen, haetten ja auch die Söhne englischer Lords einfach als „REMF“ (Etappensäue) weit hinter der Front bleiben können. Ein englischer Wikipedia Artikel (wenn ich den jetzt mal wieder finden könnte…), listete da einige Daten. Bei einigen Adelsfamilien verblutete der gesamte männliche Nachwuchs. Da war auch ein Zitat von kurz vor der Jahrtausendwende, dass sich England nie mehr ganz von „der Somme“ erholte, und das Empire nie mehr das gleiche glorreiche „where the sun never sets“ Brimborium war. Und das waren die Sieger!
A.B.
Nein, er starb am 26.04.1915 nach dem 1. Giftgasangriff.
Michael Hoffmann
Oh Gott, wahr mir gar nicht bewusst, dass der erste Einsatz so frueh war.
Wolf
Hallo,
wir sprechen von Krieg, damit Kriegszeiten und geltendem Kriegsrecht, was u.a. so etwas uns eher Unbekanntes wie Zensur hat.
Zensur der Presse, aber auch der Briefe der Soldaten von der Front sowie einen Kodex, was nicht in Briefen stehen sollte.
Woher soll Ernst Pauleit vom 1. Giftgas Angriff der deutschen vor Ypern gewusst haben, wenn das Thema evtl. Opfer der Zensur war?
Da Ernst Pauleit auch sonst von Sorgen, Nöten, Ängsten schrieb, hätte er das bei Kenntnis von Giftgasattacken wohl auch getan.
Erst mit der Einführung von Gasmasken dürfte der Soldat genauere Kenntnis der Sache erlangt haben, als die Maske Teil der Ausrüstung und damit Teil des Drills und der Vorschriften wurde.
Ob es an der Isonzo regelmäßig Tageszeitungen aus der Heimat – nicht K und K – gab?
Zudem fanden sich bisher wenige oder keine Hinweise, wo er sich auf eine Zeitung als Quelle berief … außer evtl. Kenntnis erlangen von Siegen weit entfernter Frontabschnitte.