1914-1918 – Die Entwicklung der Dinge

6./7.6.1918

/ / Wieder in der Heimat - 26.3.-3.10.1918

Trotz bester Behandlung – bei umso schlechterer Versorgung – trat eine Besserung meines Zustandes jedoch nicht ein. Über 2 Monate lag ich bereits im Fieber. Es war alles anders gekommen, als ich es mir vorher ausgemalt hatte.

Ich hatte etwa wie folgt kalkuliert: In wenigen Wochen ist das Bein heil. Du wirst zwar noch etwas humpeln, aber es wird dann möglich sein, durch das herrliche Grün dieses schönen Städtchens – den Arm in der Binde – zu wandern, um als alter Krieger, der seine Haut für das Vaterland zu Markte trug, allseitig geehrt und geachtet zu werden.

Statt dessen war die Hand überraschend schnell in Ordnung – der Zustand des Beines jedoch wurde von Tag zu Tag schlimmer. Aus dem Durchschuss war eine Knochenhautentzündung geworden und außerdem hatte sich in der Nähe des Knies ein schmerzhafter Abzess gebildet.

Am 6.6. Musste ich zur Klinik, Saal 176, geschafft werden.

Ich werde diese Überführung im leichten, zweirädrigen Krankenwagen nicht vergessen. Die Sonne sandte ihre Wärmenden Strahlen vom Himmel. Die Vögel zwitscherten in den Bäumen und sangen ihr Frühlingslied. — Mir aber war es, als läge ich in einem Leichenwagen.

Würde ich je die Sonne wiedersehen?

Schon am nächsten Tage wurde ich erneut – in Narkose – operiert.

 

Der nächste Tagebucheintrag folgt am 23.6.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert