Eigenes Unternehmen im Abschnitt der linken Nachbardivision (10.Res.-Div.) gegen Stellungen zwischen Sapigneul und Granat-Wald. — Mit der Ruhe an der Aisne ist es endgültig aus.
Für nachmittags 6:30 Uhr ist ein Unternehmen links von uns im Abschnitt der 1. Res.-Div. Angesetzt. Es handelt sich dabei um den Sturm auf die östlich des Aisne-Kanals gelegenen und uns bereits aus dem Jahre 1914 bekannten französischen Stellungen zwischen Sapigneul und Granat-Wald in einer Ausdehnung von rund 4km.
Die Artillerievorbereitung beginnt bei plötzlich eingetretenem unsichtigen Wetter gegen 4 Uhr nachmittags. Auch wir sind daran beteiligt und eröffnen unser Feuer 4:15 Uhr nachmittags flankierend und fast in den Rücken des Feindes. Ziel: Zerstörung der Kanalbrücke und Abriegelung der Zufahrtswege.
Obwohl unsere Batterie sofort Gegenfeuer erhält, wird unbeirrt weitergefunkt. Fast ist es aber, als zögen wir durch unsere Solo-Mitwirkung die gesamte feindliche Artillerie im eigenen Abschnitt auf uns.
Die Feuersteigerung wird diesmal von unserer Artillerie nicht durch die übliche Steigerung des Munitionsverbrauches in den einzelnen Batterien, sondern durch das Einsetzen immer neuer Batterien erzielt.
Noch ehe wir recht zur Besinnung kommen, ist der Zeitpunkt des Angriffes herangerückt.
Der Sturm steigt. Die Franzosen sind aber auf dem Posten, und fast zu gleicher Zeit setzt auf Grund ihrer Leuchtkugelsignale auch das feindliche Sperrfeuer mit verstärkter Kraft ein.
Ob es den Angriff wird zurückdämmen können, müssen wir abwarten. Zweifellos aber geht es hart her und ebenso zweifellos setzen sich die Franzosen heftig zur Wehr, denn der beiderseitige Artillerie- und Infanteriekampf zieht sich bis zum Abend hin — und immer von neuem fordern Freund und Feind durch Leuchtkugelsignale Sperrfeuer an.
Gegen 9 Uhr abends endlich lässt unser Feuer nach und wird dann ganz eingestellt. Die Franzosen jedoch funken während der ganzen Nacht bis zum frühen Morgen weiter. Hierbei können wir genau die erhebliche Verstärkung auch der feindlichen Artillerie feststellen.
Einige ihrer Batterien sind bereits vor 2 Tagen in die Luft gejagt worden. Die Bekämpfung der anderen wird uns in den kommenden Tagen noch genug Arbeit verschaffen.
Jedenfalls ist es jetzt mit der Ruhe im Aisne-Abschnitt ein für alle mal aus und wir sind langsam wieder auf dem Niveau der Somme-Kämpfe angelangt.
Ob sich doch wohl größere Dinge vorbereiten, als wir mit unserem bescheidenen Untertanenverstand ahnen?
Der nächste Tagebucheintrag folgt am 7.4.
Gert H.
„bescheidenen Untertanenverstand“
da hat er aber schon eine gehörige Portion Sarkasmus eingebaut. Bin schon sehr gespannt, wie deutlich er wird, wenns dem Ende zu geht.
Bettina R.
Genau am 4.4.1917 ist mein Urgroßvater Wilhelm Wolf an diesen Ort AISNE infolge Verschüttung gestorben. Er war ein junger Vater von 6 Kindern. Das 6.Kind ein Sohn, ist erst kurz vorher zur Welt gekommen. Mein Urgroßvater war Lichtsignalist beim Landwehr Infanterie Regiment Nr.16, Landsturmmann Kompanie 5.Die Familie lebte in Mühlheim am Main.Leider gibt es von ihm kein Foto. Aber es gibt einen
Partezettel in einer Zeitung, und er muss ein sehr lieber Bruder und Vater gewesen sein. An diesem Tag zünde ich eine Kerze an, für Ihn und alle die Gefallen sind.
Rüdiger
Am Nordrand von „1871“ ist Gernicourt, französische Seite. „1575“ ist südöstlich der Mauchamp-Ferme, am Osthang eines Hügels (deutsche Seite). Der Gipfel des Hügels ist etwas westlich und hinter dem Gipfel, in einer Geländefalte, gab es einen „Fußartillerie-Wald“. Der Frontverlauf wäre wohl links nach rechts vom Wald bei La Ville aux Bois und Cholera Ferme bis Berry-au-Bac und Höhe 108.