Mit der 1. Fussa. 7 von Köln über Düren, Stolberg, Walheim, Eupen, Dolhain, Verviers nach Olne (Belgien.) Bei Foret im Feuer gegen die Festung Lüttich.
Ich hätte es mir nicht träumen lassen, als ich im Oktober 1913 lustig mit Sack und Pack in die Zugwegkaserne des Fussartillerie-Regimentes Nr. 7 in Köln einzog, um meiner zweijährigen Militärpflicht zu genügen, dass ich sie weit vor der Zeit und nicht auf die seit Jahr und Tag übliche Weise, mit dem Reservestock in der Hand, wieder verlassen würde. Und doch habe ich diesen geheiligten Hallen vor weniger als 8 Tagen in voller Kriegsausrüstung Lebewohl sagen müssen.
Wie aber kam dies alles?
Meine Batterie befand sich im Monat Juli zur Schiessübung auf dem Schiessplatz Wahn und sollte am 30.7. zur Garnison zurückkehren. Der Fürstenmord von Serajewo, der die Welt seit Wochen in Atem hielt und über Nacht die Gefahr eines Krieges heraufbeschwor, bereitete jedoch unserem Aufenthalt dort ein vorzeitiges Ende.
Bereits am 29. wurden wir abberufen. Wir spielten gerade auf dem Platze vor dem Lazarett ein wenig “Exerzierkommando”, als der Abmarschbefehl eintraf. Trotz der ernsten Ursache freuten wir uns königlich, dass wir diese unangenehme, schweisserzeugende Tätigkeit abbrechen durften.
Kaum 2 Stunden später waren wir marschbereit. Gegen 9 Uhr abends – bei Einbruch der Dämmerung – verliessen wir Wahn, und nachts viertel vor 12 Uhr sassen wir wieder in unserem alten Heim in Köln.
Wir waren jedoch nicht wenig erstaunt, hier alles in hellster Aufregung vorzufinden. Unsere Hoffnung auf ein warmes, molliges Bett ging jedenfalls in die Brüche. Statt dessen wurde das Unterste zu oberst gekehrt. Die Räume sollten in Kürze für die doppelte und dreifache Zahl ihrer bisherigen Bewohner bereitstehn.
Schon in der nächsten Nacht erhielten wir Zuwachs. Die ersten Reservisten und Wehrmänner trafen ein. Die Entwickelung der Dinge mahnte zu höchster Bereitschaft.
André Gottwald
Ich kam erst jetzt darauf, als Sie es bei Twitter erwähnten, daß das Datum 29.7. für diese Vorbereitungen sehr ungewöhnlich ist. Ich habe nochmal nachgeschlagen. Am 29.7. berieten Moltke, Falkenhayn und der Kaiser in Potsdam noch über den „Zustand drohender Kriegsgefahr“. Es kann eigentlich noch gar keine Befehle gegeben haben. Sehr faszinierend.
julian
In der Tat! Das ist definitiv das, was im Tagebuch steht. Vielleicht ist es ja so, dass aufgrund der Kriegsgefahr bereits mobil gemacht wurde, ohne konkrete Schritte zum Abmarsch zu unternehmen?
Daniel
Da der Krieg vom deutschen Reich billigend in Kauf, oder sogar gewollt war (Schlieffen-Plan; Einkreisungsängste durch dieTriple Entente), hatte die Oberste Heeresleitung mit Sicherheit schon Hintergrundpläne um die Generalmobilmachung so effektiv wie möglich zu halten. Zumal der „Blankoscheck“ für das vorgehen der Donaumonarchie von Seiten Wilhelm II. und von Bethmann Hollweg schon einige Tage früher erteilt wurde und somit die Eintrittswahrscheinlichkeit für einen Krieg sehr hoch war.
Bettina
Bin etwas verwirrt über den ersten Absatz:
„Mit der 1. Fussa. 7 von Köln über Düren, Stolberg, Walheim, Eupen, Dolhain, Verviers nach Olne (Belgien.) Bei Foret im Feuer gegen die Festung Lüttich.“
Das ist doch nicht am 29.7. passiert – wie ist das einzuordnen?
julian
Das ist quasi die Einleitung zum ersten Kapitel. Ja, ist etwas verwirrend dargestellt, ich überlege mir noch eine Möglichkeit, das besser zu machen, vielen Dank für den Hinweis!