Stellungswechsel nach rechts. Marsch über Marquillies nach Herlies. Große Verwüstungen.
Gegen 11 Uhr vormittags werden 2 Bataillone Mörser (21cm) rückwärts des Ortes, dicht hinter unserer Feuerstellung, aufgefahren. Sie nehmen sofort englische Schützengräben auf eine Entfernung von 7300m unter Feuer. Der Knall beim Abschuss dieser Ungeheuer ist so stark, dass sämtliche Fensterscheiben der Nachbarhäuser zerspringen.
12 Uhr mittags kommt Befehl zum sofortigen Stellungswechsel der 1. und 2. Batterie. Wir haben heute morgen noch keinen Schuss abgegeben. Unsere Unterstützung ist demnach hier nicht mehr nötig. Dagegen sollen rechts weitere Fortschritte erzielt worden sein, an deren Ausbau wir mithelfen sollen.
Wir marschieren über Marquillies und gehen 4 Uhr nachmittags bei Herlies in Stellung.
Dieser Ort ist von englischen und deutschen Granaten derart zerschossen, dass fast kein Gebäude unbeschädigt blieb. Das Eigentümliche dabei aber ist, dass die Häuser nirgends gebrannt haben, sondern lediglich durch den Druck der berstenden Granaten und deren Splitter zertrümmert wurden.
Die Verwüstung – besonders auch an der schönen Dorfkirche – ist unheimlich. Fast in jeder Straße und sogar auf dem Kirchhof haben die Engländer Barrikaden aus Steinen, Erde, Haustüren und Möbelstücken (wie Schränken, Tischen, Betten und dergleichen) errichtet, hinter denen sie zunächst einen erfolgreichen Straßenkampf durchführen konnten. Trotzdem ist es unserer Infanterie schließlich gelungen, sie hinauszuwerfen. Dass die Verluste bei diesem zähen Kampf auf beiden Seiten groß waren, leuchtet ohne weiteres ein.
Jetzt ist die Front um ein beträchtliches Stück nach vorn geschoben. In den in aller Hast verlassenen Häusern finden wir noch manches, was unseren Hunger stillen kann. Un das ist gut. Denn wir leben im Augenblick wieder einmal von der Hand in den Mund. Mittagessen aus der Feldküche gibt es sogar erst um 6 Uhr abends.
Um 8 Uhr beziehen wir in einem Bauernhofe von Herlies Quartier. Von dem Dach ist nicht mehr viel übrig. Trotzdem sind wir froh, dass wir überhaupt noch ein solches über uns haben.
Nur ein Geschütz bleibt während der Nacht besetzt. Eine unmittelbare Angriffsgefahr seitens des Feindes scheint also nicht zu bestehen.
Der nächste Tagebucheintrag folgt am 24.10.