1914-1918 – Die Entwicklung der Dinge

2.1.1915 Der unschuldige Strohhaufen als Blitzableiter

/ / 11.10.1914 - 8.3.1915 In Französisch Flandern

Waffenstillstand in den Schützengräben. Der unschuldige Strohhaufen als Blitzableiter.

Am Morgen fallen ganz in unserer Nähe mehrere Schrapnells.

Die schießende feindliche Batterie wird deutlich am Mündungsfeuer bei Croixmarechal, etwa 3km vor unserer Beobachtung erkannt und mit 15 Schuss bedacht.

Von unseren Infanterie-Kameraden hören wir eine kuriose Sache: Das vor uns in Stellung liegende Regiment Nr. 15 befindet sich mit seinen Gegnern im Waffenstillstand, während in den Nebenabschnitten lustig weitergepfeffert wird.

Heute ist bei ihm ein englischer Offizier erschienen mit der Aufforderung, unsere Infanterie möchte volle Deckung nehmen, da die englische Artillerie auf höheren Befehl schießen müsse. Er wolle zwar bei seinen Kameraden von der Artillerie versuchen, zu erreichen, dass nicht die Schützengräben, sondern ein anderes Ziel beschossen werde. Aber, Vorsicht sei besser!

Tatsächlich begann bald darauf eine wüste Knallerei – nicht auf die Schützengräben, sondern auf die bereits bis zum “tz” zertrümmerte Kirche und einige unschuldige Strohhaufen (vermutete Artillerie-Beobachtungsstände) des vor uns liegenden Dorfes Le Maisnil.

Unglaublich, aber wahr!

Der nächste Tagebucheintrag folgt am 3.1.

  1. Klingt so als wäre die „ewige Rache“ die an Weihnachten angekündigt mehr eine Sache der weite hinten liegenden Artillerie.
    Dieser Bericht deckt sich ja mit den Berichten über die Weihnachtsfrieden bis ins neue Jahr hinein.

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  2. Also das war nun wohl einer der interessantesten Beitraege ueberhaupt – und wohl die beste Bestaetigung fuer die beruehmte Weihnachtsfeuerpause.

    Da fallen noch nicht mal unserem Author boese Bemerkungen ueber die Englaender ein! 🙂

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  3. Die Artilleristen scheinen nicht so gelitten zu haben wie die Infantrie in ihren modrigen Schützengräben.

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    • Ist ja nicht ueberraschend. Die Erzaehlungen meiner eigenen Grossvaeter im 2.WK sind auch drastisch unterschiedlich. Einer was beim Heer Artilleriebeobachter, der andere bei der Luftwaffe, zuerst Flak, dann fliegende Truppe. Einer hungerte und fror an der Ostfront, der andere bildete Nachtjagdfunker aus, auf einem Fliegerhorst in Bayern.

      Das „kippte“ erst spaet 1944/45, als der vorige and die Westfront kam und das mehr „Versprengten-Spaziergang zwischen Amerikanern und SS Haeschern“ wurde, und der letztere im letzten Aufgebot zur Verteidigung Ostpreussen’s und Berlin abgezogen wurde.

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