Unerwarteter Durchbruch der Franzosen mit Tanks bei der 5. Bayr. Reserve-Division. — Die Gerüchtelawine
Der ganze Ort unserer Ruhestellung ist in Aufregung!
Es heißt, der Feind sei am frühen Morgen ohne Artillerievorbereitung in unseren – den 5. Bayr. Reserve-Divisions-Abschnitt – auf 3km Breite eingedrungen. — Doch zeigt es sich glücklicherweise auch hier im Laufe des Tages, dass es sich im wesentlichen nur um Gerüchte handelt, die – je weiter sie vom Orte der Tat ab über die Zunge laufen – umsomehr aufgebauscht werden und umsoweniger mit der Wirklichkeit übereinstimmen.
Am Nachmittag stellt sich jedenfalls heraus, dass die von uns erlittene Schlappe bei weitem nicht so groß ist, wie man uns erst glauben machen wollte. Trotzdem mussten alle Anstrengungen unternommen werden, um die Front zu halten.
Das neueste Kampfmittel unserer Feinde – der Tank – kam überraschenderweise und in großer Zahl zur Anwendung. Die Unseren aber waren wachsam – und nun liegen diese ungelenken Eisenkästen in ebenso großer Zahl zerschossen und zertrümmert vor unseren Linien. Ihre Besatzungen sind tot, zerstückelt oder verbrannt.
Der Fernsprecher berichtet von Wundertalenten unserer Infanterie und Feldartillerie, die sich den Ungetümen todesmutig entgegenstemmten. Mit Bündeln von Handgranaten wurden sie in die Luft gesprengt. Eins der Feldartilleriegeschütze fuhr schließlich sogar aus der schützenden Deckung heraus und knallte allein 3 dieser furchtbaren Mordwerkzeuge auf offener Strecke und in wenigen hundert Metern Entfernung über den Haufen.
Der Heeresbericht meldet: “Die Infanterieschlacht an der Aisne hat begonnen!” Dürftige Worte, unter denen sich niemand etwas vorstellen kann. Ich wette fast, dass die Stammtisch-Strategen daheim missmutig die Zeitung aus der Hand legen mit einem stillen Vorwurf gegen uns —, dass wir gar nicht mehr vom Fleck kommen. Nur schade um das viele kostbare Blut, das hier ungesehen und nutzlos fließt. Wie glücklich bin ich, dass ich diesem Zauber für 8 Tage den Rücken kehren kann.
Der nächste Tagebucheintrag folgt am 18.4.
Ergo
sieh nach Schneider CA1 aus:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schneider_CA1
„Rollendes Krematorium“
fxf
„Anmarschierende Tanks beim Angriff der Franzosen am 16.4.17 im Abschnitt Berry au bac (: ? Aisne :)“
W. Fischer
Interessant, dass er von der Waffe Tank weiß und die und deren Abwehr so klar beschreiben kann, dass eine Kanone aus der Deckung heraus kam und die Tanks stoppte.
Und da er damals das sicher neue Wort „Tank“ benutzte, zeigt es, wie schnell die deutsche Sprache ein Wort aufnahm, da er nicht viel dazu erklärte. Andererseits zeigt es auch, wie schnell ein passenderes, deutsches Wort den Begriff zurückdrängen konnte, denn Panzer verbannte „Tank“, zumal Tank im Deutschen bereits eine andere Bedeutung hatte.
Diese Stelle zeigt auch gut die Originalität des Textes und das ausgebliebene redigrieren, denn beim dem späteren Abtippen wurde die Sprache nicht angepasst, denn Mitte der 30er Jahre war Panzer längst das Wort für die Waffengattung.
Ist die erste Stelle, in der er Tank erwähnt. Ob der Begriff auch wohl noch bei ihm den Schrecken bekommt, der ihm damals zugeschrieben wurde, selbst wenn er weit hinter der Front die Zeit verbrachte?
Ob er wohl durchs Scherenfernrohr auch die Lage in der umkämpften Linie beobachtete oder sich nur um seine Aufgabe kümmerte, die eigenen Einschläge zu lenken bzw. gegnerische Artillerie Stellungen/Ziele auszumachen?
Bin gespannt, ob er noch das Ungeheuer Tank und deren Frontdurchbruch miterlebt und ob und wie er das beschreibt.
whatever
Interessant für mich wäre, woher die Bilder stammen. Er selbst hat den Angriff ja nicht miterlebt, so dass sie nicht von ihm oder einem Mitglied seiner Batterie stammen können.
Wurden solche Bilder unter den Soldaten gehandelt, oder gab es die offiziell wie eine Art Ansichtskarten zu erwerben?