Gärtnerische Anlagen aus Kalk und Moos. Die Lager-Kapelle.
Unsere Batterie verschießt 30 Schuss auf französische Batterien südöstlich Le Mesnil hinter Höhe 189.
Für die Lager-Soldaten, die sich am unmittelbaren Krieg nicht beteiligen können, gibt es Arbeitsdienst. Während desselben werden Wege und Anlagen unterhalten und verbessert. Das macht allen Spaß.
Auch ich beteilige mich daran und habe inzwischen vor unserer “Villa” eine hübsche gärtnerische Anlage unter Zuhilfenahme von Moos und Kalksteinen geschaffen.
Von den mehr als 100 Leuten der Sammelstelle sind mindestens die Hälfte Bildhauer geworden. Sie versuchen aus Kalk Kriegsandenken in allen möglichen und unmöglichen Variationen – mit und ohne Talent – herzustellen und an den Mann zu bringen.
Für die Mußestunden hat sich sogar eine Musikkapelle gebildet, die fast täglich zusammentritt und uns schon manchen Ohrenschmaus bereitete. Ihre Besetzung ist klassisch: Ziehharmonika, Flöte, Trompete, Violine und Gitarre übernehmen den “schmalzigen” Teil, für den nötigen Krach und Schwung aber sorgen Blechbottiche, Kochtopfdeckel, Streichbass und Schellenbaum.
Zur Abwechslung werden wir erneut gegen Cholera geimpft.
Der nächste Tagebucheintrag folgt am 23.4.
Michael Hoffmann
Sorry fuer das moegliche Doppeposting, aber manchmal gehen die Posts durch, manchmal stecken sie fest:
Falls es interessiert: vor etwa einem Jahr hat die FAZ eine kurze Serie mit faszienierenden Farbfotos(!) aus dem 1.WK veroeffentlicht.
http://www.faz.net/video/bildergalerie/erster-weltkrieg-farbe-im-grauen-der-schlachten-12899008.html
Aus dem Kommentar entnehme ich, dass es tatsaechlich Farbaufnahmen sind, mit einer fruehzeitlichen Form der Technik, also nicht spater kolorierte Fotos.
Besonder interessant hier ist Nummer 4/11. Ein Foto deutsche Truppenunterstaende in der Champagne! Gut zu sehen der kalkig-weisse Boden, der auch in einem der Tagebucheintraege erwaehnt wurde, IIRC.